Spirale des Lebens

Spirale des Lebens: Warum lernen wir immer wieder die gleichen Lektionen?

Kreislauf des Lebens in geometrischer Vollendung

Spirale des Lebens: Das Symbol der Spirale kennen wir aus unzähligen verschiedenen Kulturen und Epochen. Die ältesten bekannten Relikte stammen aus der Jungsteinzeit, wo sie in Steine geritzt wurden und Monolithen oder besondere Bauten wie beispielsweise Gräber zierten. Sie ist bis heute ein ungebrochen beliebtes Motiv für Schmuck, aber auch für Körperkunst wie Tattoos, wo sie lebendes Zeugnis für ihre Unvergänglichkeit ablegen darf. Drei Formen konnten sich im Laufe der Jahrtausende dabei durchsetzen:

1. Die einfache Spirale

Sie beginnt mit dem Mittelpunkt. Um diesen herum windet sich die Achse in gleichförmigen Abständen. Wird sie im Uhrzeigersinn geführt, nimmt man heute an, dass der Kreislauf des Lebens und der Natur nachempfunden wird. Den Mittelpunkt bildet dann der Tag unserer Geburt. Die Linie wird weitergeführt bis zu dem Moment, wo wir diese Erde wieder verlassen. Historiker*innen sehen in dieser Theorie den Hauptgrund, warum so viele Gräber und Grabbeigaben im keltischen Raum Irlands, Schottlands aber auch Norddeutschlands und Skandinaviens dieses immer wiederkehrende Symbol zeigen. Gegen den Uhrzeigersinn geführt hingegen wird der Lauf der Sonne am Firmament dargestellt. Sie geht bekanntlich im Osten auf, schwingt sich im Süden zu ihrem Höchststand auf und geht im Westen wieder unter. Die Naturverbundenheit in diesem Symbol sehen Forscher*innen darin begründet, dass vieles dort sich spiralförmig abzeichnet (die Triebspitzen junger Farne etwa, Schneckenhäuser, die Kalkschalen von Ammoniten oder das Innere der Sonnenblume).

2. Die Dreifach-Spirale

Sie wird häufig auch als Triskele bezeichnet. Drei Spiralen verbinden sich hier symmetrisch angeordnet zu einem eigenständigen Symbol, dem auch zahlreiche Interpretationsversuche im Laufe der Geschichte zuteilwurden wie zum Beispiel:

Geburt – Leben – Tod

Kind – Erwachsener – Greis

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Körper – Geist – Seele

Vater – Mutter – Kind. 

Einige Lehren beziehen sich auf die Wichtigkeit der heiligen Zahl 3 in den keltischen Kulturkreisen. Aber auch die drei Elemente Feuer, Wasser und Luft können in Form von einer Triskele dargestellt werden. Im Laufe der Zeit wurde die Darstellung immer symmetrischer, bis sie schließlich – umschlossen von einem Kreis – als keltisches „Sonnenrad“ Vollendung fand. 

3. Die Fibonacci-Spirale 

Eine Besonderheit stellt die Fibonacci-Spirale dar. Sie steht für Perfektion und den Versuch, die Natur vermessen und künstlich einfangen zu wollen. Mathematisch umschrieben hat sie ihr Namensgeber Leonardo Fibonacci, der mit der legendären und nach ihm benannten Zahlenfolge Geschichte schrieb. Auch er erkannte die Häufigkeit, in welcher sich besonders Naturereignisse in dieser grafischen Darstellung seiner Formel spiegelten. So sind die Blätter und Blütenstände zahlreicher Pflanzen analog zu seiner Entdeckung angeordnet. In der Kunst erhielt sie daher schon bald die Bezeichnung „goldener Schnitt“ oder „goldene Spirale“, da sie das Wesen eines Objekts perfekt zu erfassen verstand. Zahlreiche große Künstler*innen wie Leonardo da Vinci etwa gestalteten ihre Werke basierend darauf. Auch die moderne Fotografie bedient sich noch heute dieser bahnbrechenden Erkenntnis aus dem Jahr 1202 n. Chr.

Warum unser Leben nicht linear verläuft

Die Darstellung des menschlichen Lebens als Spirale hat schon viele große Denker beschäftigt. Sie alle kommen letztendlich zu dem Schluss, dass eine lineare Darstellung unserer Lebenslinie voraussetzen würde, dass wir uns stetig und konstant weiterentwickeln, ohne jemals stehen zu bleiben, zu scheitern, einen Rückschritt in Kauf nehmen zu müssen oder eine oder mehrere Lektionen wieder und wieder durchleben zu müssen. Wenn unsere Lebensführung wirklich linear verlaufen würde, wären wir Maschinen und keine Menschen. Die Spirale hingegen liefert uns zwei unumstößliche Wahrheiten über unsere menschliche Existenz:

1. Die Geburt ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens

Anders, als man vielleicht annehmen könnte, sind nicht andere Menschen das Zentrum unseres Lebens. Wir selbst sind es, um uns kreist das Leben wie eine beständige Achse, die sich – eben spiralförmig – weiterentwickelt. Doch der Mittelpunkt sind und bleiben wir selbst. Die meiste Zeit unseres Lebens sind wir mit uns beschäftigt, unsere Gedanken arbeiten rund um die Uhr. Sogar im Schlaf noch sind wir aktiv und können niemals vollkommen abschalten. Seit dem Tag unserer Geburt dürfen wir wachsen und lernen. Mit ihr beginnt alles, und um sie herum ist die Spirale des Lebens arrangiert.

2. Wir durchlaufen zwar eine ständige Entwicklung, kehren aber immer wieder zu denselben Erkenntnissen zurück

Wie schön und einfach wäre das Leben, wenn wir jede Lektion einmal zu lernen hätten, sie auf Anhieb verstehen würden und von diesem Punkt an immer das Gelernte befolgten? Einige Dinge fallen uns so leicht. Das Gehen oder Sprechen lernen wir quasi wie von selbst und werden es niemals wieder verlernen. Das Lesen und Schreiben, Mathematik oder Fremdsprachen: All diese Informationen kann unser Gehirn abspeichern und bei Bedarf abrufen. Doch wie verhält es sich mit den wirklich, wirklich wichtigen Lektionen des Lebens? Selbst wenn wir uns irgendwann endlich erwachsen wähnen und denken, dass wir alles Griff und endlich verstanden haben, wie das Leben so funktioniert, werden wir garantiert eines Besseren belehrt. Wie viele Beziehungen hätten wir uns rückblickend sparen können, wenn wir die Erkenntnis aus der ersten wirklich verinnerlicht hätten, die unter ähnlichen Vorzeichen in die Brüche ging? Wie oft stand eher das Geld im Fokus der Entscheidung oder der Status. Es wäre falsch und uns selbst gegenüber ungerecht zu sagen, dass wir nichts aus unseren Fehlern lernen. Doch diese Schwäche macht uns menschlich. Die gute Nachricht dabei lautet jedoch: Die Spirale des Lebens zeichnet zwar einen Kreis nach, aber dreidimensional betrachtet führt sie beständig nach oben. 

Fazit: Göttliche Ordnung der menschlichen Existenz

Das Symbol der Spirale in ihren bekannten Darstellungen war ein über Jahrhunderte hindurch sehr beliebtes Motiv, um Stärke und Unendlichkeit, Wiedergeburt und den Kreislauf der Natur von Menschen, Tieren und Pflanzen darzustellen. Leider haben sich auch dunkle Strömungen ihrer kraftvollen Botschaft bedient: Rechtspopulistische und nationalistisch gesinnte Gruppen eigneten sich die keltische Spirale an, und hefteten sich das Symbol des Lebens für ihre unheilvollen Zwecke sprichwörtlich auf ihre Fahnen. Immerhin zeigt dieses Überdauern ihrer Symbolkraft bis in die Gegenwart, wie viel Macht wir ihr auch aus heutiger, aufgeklärter Sicht noch zugestehen. Die Spirale des Lebens scheint nicht nur die Unsterblichkeit zu repräsentieren. Auch sie selbst scheint wahrhaft unsterblich zu sein.

http://www.fibonaccilifechart.com/blog/the-purpose-of-life-and-golden-ratio-explained