So erkennst du die häufigsten Arten von psychischen Erkrankungen, die du nicht ignorieren solltest! 

Mentale Gesundheit: Keine Selbstverständlichkeit

Bei körperlichen Symptomen wie einer Erkältung, Bauchschmerzen oder Fieber ärztliche Hilfe zu suchen, ist selbstverständlich für uns. Bei akuten Verletzungen – spätestens, wenn Blut fließt – überlegen wir keine Sekunde lang und begeben uns schnellstmöglich in die Hände von Spezialist*innen. Doch wie schaut es mit Problemen unserer Psyche aus? Diese würden wir nach wie vor am liebsten in das Land der Märchen und Sagen verbannen. Noch immer sind es gesellschaftliche Stigmata, mit denen wir uns geschlagen sehen, keine anerkannten medizinischen Krankheitsbilder. Psychische Erkrankungen sollten aber kein Tabu mehr darstellen oder in die nicht ernst zu nehmende Ecke unserer Wahrnehmung abgedrängt werden. Wir möchten dir hier daher die wichtigsten Krankheitsbilder der Psyche kurz vorstellen, und wie du sie erkennen kannst:

1. Anorexie

Anorexia nervosa ist eine Essstörung, die durch den zwanghaften Wunsch, durch Nahrungsverweigerung und übermäßige körperliche Betätigung an Gewicht zu verlieren, gekennzeichnet ist. Neben selbst verursachtem Erbrechen und einer regelrechten Sportsucht sind die deutlichsten Symptome massiver Gewichtsverlust, Haarausfall, erodierte Zähne und das Tragen von mehreren Schichten Kleidung, um den Körper zu kaschieren.

2. Schizophrenie

Sie zählt zu den am meisten missverstandenen Krankheiten überhaupt. Im Gegensatz zur Darstellung von Schizophrenen in Literatur und Film ist diese Erkrankung keine, die von Beginn an sehr klar und deutlich zu erkennen ist. Die Betroffenen leiden oft still über Jahre hinweg und verstehen die Vorgänge in ihrem Kopf und in ihrem Leben nicht. Es fällt ihnen schwer, sich zu öffnen und mit anderen darüber zu sprechen, dass ihnen manchmal seltsame Dinge passieren, die sie zwischen Vorstellung und Realität nicht unterscheiden lassen. Schizophrenie setzt unser Denkvermögen außer Kraft. Die Betroffenen sind gefangen in einem Wirrwarr aus persönlichen Überzeugungen, Emotionen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen, die völlig irrationales Verhalten zur Folge haben. Deutliche erste Symptome von Schizophrenie sind mangelnde Körperhygiene, das Vermeiden von Blickkontakt, ungewöhnliche Bewegungen und Körperhaltung sowie das Hören von Stimmen und Erleben von Situationen, die außer ihnen niemand wahrnimmt.

3. Depression

Dem Outing namhafter Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist es zu verdanken, dass Depressionen kein absolutes Tabuthema in unserer Gesellschaft mehr sind. Die Erkrankten leiden oft Jahre im Stillen, bis sie Hilfe in Anspruch nehmen oder jemand überhaupt erkennt, dass hier eine medizinische Intervention dringend erforderlich ist. Erschöpfung, Überforderung und Rückzug von der Außenwelt sind erste Alarmzeichen. Irgendwann wird den Betroffenen sogar das Aufstehen am Morgen zu viel, sie vernachlässigen ihre Körperpflege und nehmen nicht mehr am Leben teil. Hobbys oder das Treffen von Freunden machen ihnen plötzlich keine Freude mehr. Diese weicht einem überwältigenden Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Trauer, das scheinbar keine Ursachen hat. Die Erkrankten fühlen sich wertlos und schuldig zugleich, leiden unter Schlafstörungen und sind überdurchschnittlich reizbar und unkonzentriert. Eine Depression kann auch den Appetit beeinträchtigen, wobei hier beide Extreme möglich sind. Die Betroffenen verlieren die Lust am Essen entweder komplett und hungern sich in einen gefährlichen Bereich, oder sie versuchen zwanghaft, die Leere in ihrem Inneren mit Unmengen an Essen zu füllen. Selbstmordgedanken gehen ihnen immer öfter durch den Kopf, bis hin zu sehr konkreten Plänen und Durchführungsstrategien.

4. Posttraumatische Belastungsstörung

Sie ist die Folge einer lebensbedrohlichen oder anderen traumatischen Situation, der Menschen in der Vergangenheit ausgesetzt waren. Wirklich bekannt geworden ist sie durch Kriegsveteranen und Heimkehrer. Doch auch Entführungsopfer, Überlebende von Katastrophen und Opfer von Gewaltverbrechen können unter diesem Stress-Syndrom leiden. Wirklich als solche anerkannt wird eine posttraumatische Belastungsstörung allerdings erst dann, wenn die Symptome schwerwiegend genug sind, um die Betroffenen vom Verrichten ihrer täglichen Verpflichtungen abzuhalten. Die Patient*innen leiden unter häufigen Flashbacks, die ihnen die dramatischen Erlebnisse immer wieder in Erinnerung rufen. Albträume, Gedächtnisverlust und das Meiden von Orten und Menschen, die mit dem Erlebten in Zusammenhang stehen, sind weitere charakteristische Merkmale dieser Erkrankung. Einige Menschen entwickeln einen starken Drang zu einem Leben am Limit, wieder andere sind anfällig für Drogen- oder Medikamentenmissbrauch. Wer ständig von solch düsteren Bildern aus der Vergangenheit heimgesucht wird, tut sich ausgesprochen schwer damit, in der Gegenwart richtig Fuß zu fassen. Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen und das sich ständig in Gefahr wähnen sind keine guten Alltagsbegleiter.

5. Bulimie

Bulimie ist eine Essstörung, die durch den obsessiven Wunsch, Gewicht zu verlieren, geprägt ist. Die Betroffenen schlingen Unmengen an Essen in sich hinein, um dieses anschließend wieder zu erbrechen. Ein stark verzerrtes Körperbild führt auch nach massivem Gewichtsverlust ohne professionelle Hilfe zu keinerlei Einsicht bei den Betroffenen. Neben dem Erbrechen kommen auch Abführmittel und sogenannte „Diätpillen“ zum Einsatz. Die Betroffenen schämen sich und verstecken ihre Sucht so lange wie möglich vor der Welt.

6. Zwangsstörungen

Sie zählen zu den Angststörungen, die durch anhaltende unerwünschte Gedanken gekennzeichnet sind. Diesen müssen die Betroffenen unbedingt Folge leisten, am besten in Echtzeit. Der Drang, auf diese Eingebungen beständig zu reagieren, macht den Erkrankten ein normales Leben ab einem gewissen Grad unmöglich. Sie sind ständig damit beschäftigt, die Ordnung bestimmter Gegenstände zu hinterfragen oder diese neu zu sortieren. Hygiene-Zwänge wie permanentes Händewaschen oder das Wechseln der Kleidung im Minutentakt zählen ebenso dazu wie das ständige Überprüfen von Lichtschaltern, elektronischen Geräten und Türen. Personen mit einer Zwangsstörung haben überdurchschnittlich große Angst davor, mit Keimen und Bakterien in Berührung zu kommen und vor Krankheiten im Allgemeinen. Auch zwanghaftes Zählen ist ein häufiges Symptom.

7. Bipolare Störung

Hierbei durchlaufen die Betroffenen eine regelrechte Achterbahn der Gefühle, die von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt alle Schattierungen des menschlichen Gefühlsspektrums aufzeigt. An manchen Tagen regieren depressive Episoden, an anderen ein manisches Hoch, in welchem sie kaum zu bändigen sind. Eine bipolare Störung ist nach wie vor schwer zu diagnostizieren. Nicht alle Menschen, die Stimmungsschwankungen an den Tag legen oder umgangssprachlich als „launisch“ eingestuft werden, sind tatsächlich psychisch krank. Die Symptome ähneln außerdem sehr stark anderen mentalen Störungen. Die Betroffenen sind auch hier wiederum leicht ablenkbar und unkonzentriert, können in völlige Hoffnungslosigkeit versinken und jegliches Interesse an Aktivitäten verlieren. Schlafstörungen und Schuldgefühle stehen ebenso an der Tagesordnung wie ein Gefühl von Wertlosigkeit. Auf der anderen Seite kommen an manchen Tagen ihre Gedanken kaum zur Ruhe. Sie zeigen sich hyperaktiv, reden ohne Unterlass und scheinbar ohne Luft zu holen, auf ihre Mitmenschen ein. Sie zeigen ein deutlich übersteigertes, fast euphorisches Selbstbewusstsein, sind extrem unruhig und reizbar. Starke Veränderungen des Appetits kennen auch Betroffene von bipolaren Störungen. Sie essen entweder maßlos oder gar nicht. Auch sie quälen Selbstmordgedanken, die bei fehlender Behandlung konkrete Züge annehmen können.

Die Psyche leidet anders

In unserer Welt ist kaum Platz für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, täglich alles und noch mehr zu geben. Viele psychische Leiden bleiben lange Zeit unerkannt, weil die Betroffenen zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Die meisten Menschen scheuen sich, über ihr Anders-Sein zu sprechen. Sie fühlen zwar, dass etwas nicht in Ordnung ist mit ihnen, doch es fehlen ihnen die Worte. Ihr Umfeld reagiert häufig unsensibel oder gar nicht. Viele psychische Störungen werden als bloße Laune abgetan oder neurotische Macken, die einem Wetterumschwung oder den Hormonen geschuldet sind. Unsere Psyche leidet deutlich anders als unser Körper. Doch sie leidet deshalb keinesfalls weniger.