Psychologische Geheimnisse der Anziehung

Was macht uns unwiderstehlich?

Diese Frage treibt die Menschheit wohl seit ihrer Entstehung um. Die Magie der Anziehung zwischen zwei Menschen beschäftigte seit jeher Dichter, Komponisten und Maler. Aber auch Heilkundige und Hexen verdienten immer gut am Geschäft mit der Liebe. Mit Liebestränken, Aphrodisiaka und Zaubersprüchen sollte der Romantik auf die Sprünge geholfen werden. In ihrem Namen wurden Kriege geführt und ganze Königreiche zerstört. Doch was macht uns letztendlich interessant, um nicht zu sagen: unwiderstehlich im Auge des Betrachters? Hinlänglich bekannt und erforscht ist inzwischen die Tatsache, dass eine reizvolle Optik und ein schöner Schein nicht ausreichen, um echtes Interesse zu wecken. Ein hübsches Gesicht und eine stattliche Erscheinung mögen unsere Blicke auf sich ziehen, doch spätestens nach den ersten gesprochenen Worten entscheidet sich, ob wir hier wirklich richtig sind. Natürlich schaden eine gepflegte Erscheinung und gute Umgangsformen im zwischenmenschlichen Bereich niemals. Um jedoch auf andere attraktiv zu wirken, braucht es noch ein wenig mehr. Sechs bereits erfolgreich gelüftete Geheimnisse der Attraktivität stellen wir dir hier kurz vor:

Geheimnis Nummer 1: Schau mir in die Augen, Kleines!

Die Augen sind bekanntlich der Spiegel unserer Seele. Sie lassen tief blicken, können abschätzig dreinschauen oder uns mit unverhohlenem Interesse scannen, bis wir uns statt angezogen eher ausgezogen fühlen. Der Augenkontakt ist bei jedem Kennenlernen essenziell. Dies gilt für berufliche Gelegenheiten ebenso wie für private. Der Draht, der beim Blick in ein anderes Augenpaar entsteht, ist stark und eine direkte Verbindung in unser Innerstes. Tief in die Augen einer anderen Person zu blicken, ist ein deutliches Zeichen von Anziehung. Unser Körper produziert dabei Oxytocin, das auch als Kuschel- oder Liebeshormon bekannt ist. Wenn sich jemand zu uns hingezogen fühlt, dauert der Blickkontakt immer ein wenig länger als gewöhnlich. Er kann manchmal schon richtiggehend durchdringend sein. Außerdem erweitern sich unsere Pupillen stärker, wenn uns gefällt, was wir sehen. Auch dieser Effekt ist eine Folge der vermehrten Ausschüttung von Oxytocin und Dopamin. Auf unseren Körper hat all dies ganz ähnliche Auswirkungen wie der Konsum von Drogen. Vermutlich spricht man deshalb vom Liebesrausch.

Geheimnis Nummer 2: Männer, lasst euch Bärte wachsen!

In diesem Punkt sind Frauen klar im Nachteil. Bärte gelten nicht nur als Symbol von Männlichkeit und Reife, sie verleihen einem Gesicht auch noch einen anderen Bonuspunkt: Sie lassen es symmetrischer erscheinen. Und unser Gehirn findet alles besser, was mit Symmetrie einhergeht. Eine Brille könnte übrigens denselben Effekt erzielen. Allerdings beobachten Frauen, dass so eine Sehhilfe speziell von Männern nicht unbedingt als Merkmal von Attraktivität gehandelt wird. Doch zurück zu den Bärten: Große, voluminöse Rauschebärte oder die derzeit angesagte Hippster-Gesichtsbehaarung steigern die Attraktivität ihrer Träger übrigens nicht. Sie wirken eher abschreckend und lassen spontan Fragen nach der Körperhygiene in unseren Köpfen aufflackern. Der legendäre Drei-Tage-Bart, softe Bartstoppeln oder kleine, kurz gestutzte Kinnbärte hingegen suggerieren gepflegte Männlichkeit. Außerdem definieren sie die Kinnlinie ihres Trägers und verleihen ihm so markantere Züge, die Frauen unbewusst mit Stärke und Versorger-Potenzial in Verbindung bringen.

Geheimnis Nummer 3: Der Körper sagt selbst, was und wen er will

Unsere Worte können wir weise wählen und uns notfalls einfach auf die Zunge beißen, falls Selbstbeherrschung das Gebot der Stunde sein sollte. Unser Unterbewusstsein austricksen allerdings ist nur schwer möglich. Man muss schon zur seltenen Spezies der hochfunktionalen Soziopathen zählen, um die eigene Körpersprache im Dialog mit anderen erfolgreich unterdrücken zu können. Wenn wir jemanden attraktiv finden, beugen wir uns automatisch zu ihm nach vorne. Wir spiegeln seine Körperhaltung, fassen uns ins Gesicht und in die Haare und würden am liebsten auch nach ihr oder ihm greifen, wenn die gesellschaftlichen Vorgaben uns zumindest bei völlig Fremden nicht davon abhalten würden. Doch im Prinzip reicht es auch schon, freundlich, gesprächig und einigermaßen zugänglich zu wirken, um ein Plus auf der Attraktivitätsbilanz zu kassieren. Wer mürrisch auf die Tischplatte starrt, darf sich trotz Hammererscheinung nicht wundern, wenn niemand anbeißt.

Geheimnis Nummer 4: Der Klang einer Stimme löst Resonanz aus

Einer unserer wichtigsten Ratgeber in Sachen Partner*innen-Vermittlung schlummert in unserem Innenohr. Manche Stimmen können uns innerlich förmlich zum Klingen bringen, wieder andere wirken tatsächlich abstoßend oder entfachen zumindest unser Interesse nicht. Doch damit nicht genug. Je nachdem, ob wir unsere Gesprächspartner*innen attraktiv finden oder nicht, ändern wir auch unsere Stimmlage, um uns anzupassen. Männer zum Beispiel vertiefen ihre Stimme, um maskuliner, dominanter und kraftvoller zu klingen. Frauen gehen mit ihrer Stimme leicht nach oben, um das Weibliche zu betonen und sanfter, schutzbedürftiger und liebenswürdiger zu erscheinen. 

Geheimnis Nummer 5: Nähe erzeugt Nähe

Wir suchen automatisch die Nähe von Menschen, von denen wir uns ohnehin schon angezogen fühlen. Gleich und gleich gesellt sich bekanntlich immer gern, so auch in der Liebe. Umgekehrt ist es ein gutes Zeichen, wenn unser Schwarm häufig unsere Nähe sucht und bei jeder Gelegenheit Zeit mit uns verbringen will. Auch ein Vorwand für flüchtige Berührungen ist dann schnell gefunden. 

Geheimnis Nummer 6: Amourös macht uns nervös

Selbst jene unter uns, die mit einem Übermaß an Selbstbeherrschung gesegnet sind, können angesichts eines Menschen, den sie unwiderstehlich attraktiv finden, ins Schleudern kommen. Wir werden dann unruhig, zappeln permanent mit Händen und Füßen und können keine Sekunde stillsitzen. Wir sind dann auf Hochtouren damit beschäftigt, uns größer zu machen, zu beeindrucken und nach Aufmerksamkeit und den richtigen Worten zu ringen. Allerdings kann Zappeln auch ein Hinweis in die andere Richtung sein. Wer im Geiste schon an die Flucht nach vorne denkt, stellt sich körperlich schon mal auf einen schnellen Rückzug ein. Wir hampeln also auch dann nervös herum, wenn wir eigentlich gerade viel lieber an einem anderen Ort und bei anderen Menschen wären.

Attraktivität: Ein gemeinsamer Nenner für viele schöne Seiten

Wer bei dem Wort „attraktiv“ also an stählerne Muskeln, blaue Augen oder lange Beine denkt, hat in Evolutionsbiologie nicht aufgepasst. Was nützt uns das schönste Gegenüber des Planeten, wenn ihre oder seine Stimme in unseren Ohren klingt wie spitze Fingernägel, die sich langsam und qualvoll ihren Weg entlang einer Schiefertafel bahnen. Was hilft es, beim Sprechen in ein schönes Gesicht zu blicken, wenn dieses beim besten Willen nicht verstehen kann, was wir ihm sagen möchten? Wozu soll ein theoretischer 5-Sterne Dating-Partner gut sein, wenn wir seinen Geruch partout nicht leiden können? Besonders erfahrene Online-Dating-Expert*innen berichten häufig von diesem Phänomen: Der oder die Auserwählte war perfekt auf dem Papier (oder eben im digitalen Nimbus) und das Flirten via Chat oder Textnachrichten lief wie geschmiert. Doch das erste Treffen in echt glich dann der brutalen Ernüchterung nach einer wundervollen Partynacht. Wir sind eben immer Produkte unserer genetischen Codierung. Was unserem Körper nicht gefällt, werden auch Geist und Seele nicht wettmachen können. Die Natur kann es sich nicht leisten, lauwarme Kompromisse einzugehen, wenn der Fortbestand einer Spezies auf dem Spiel steht. Das Geheimnis der Anziehung besteht also darin, sich möglichst keinen Kopf darum und die Biologie ihre Arbeit machen zu lassen. Wenn wir das Thema Romantik endlich auf die leichte Schulter nehmen können, lässt auch die ersehnte starke Schulter nicht mehr allzu lange auf sich warten.