Narzisstische Eltern:10 Anzeichen dafür, dass du von narzisstischen Eltern erzogen wirst/wurdest 

Erwachsen werden auf dünnem Eis

Kindheit ist an sich schon keine ganz leichte Sache. Wie das ganze Leben verstehen wir sie − wenn überhaupt − nur rückblickend und mit ausreichend emotionalem Abstand. Auch wenn man eigentlich meinen sollte, dass die eigenen Eltern nur unser Bestes im Sinn haben und hatten: Angefühlt hat es sich tatsächlich nicht immer so. Manche Eltern-Kind-Beziehungen bleiben ein Leben lang hauptsächlich eines: schwierig. Besonders hartnäckig reicht unsere Kindheit dann bis in die Gegenwart herein, wenn unsere Eltern nicht nur überfordert oder unfähig zu lieben waren, sondern echte psychische Auffälligkeiten an den Tag gelegt haben oder dies immer noch tun. Gar nicht so selten sind narzisstische Persönlichkeiten, die ihre Kinder eher wie ein Mittel zum Zweck oder ein nützliches Werkzeug sehen, sie dabei aber niemals einfach nur Kind sein lassen.

Wenn mehrere der folgenden 10 Punkte auf deine Kindheit zutreffen, warst und bist du ziemlich sicher das Kind narzisstischer Eltern:

1. Deine Eltern missbrauchen dich für ihre Ego-Pflege

Viele Menschen der Eltern-Generation mussten schon früh lernen, dass das Leben von Verzicht geprägt sein kann. Die Wunsch-Ausbildung, der Wunsch-Beruf und in weiterer Folge ein Leben in Wohlstand und Luxus wurden ihnen verwehrt. Dieser Mangel soll dann oft durch die eigenen Kinder wieder ausgebügelt werden. Hohe Ansprüche an schulische Leistungen und ein ganz bestimmter, vorgezeichneter Berufsweg sollen die Eltern das späte Glück und die missgönnte Erfüllung finden lassen: auf Kosten der eigenen Kinder. Wer seinen Nachwuchs nicht gemäß den tatsächlich vorhandenen Talenten und Neigungen fördert, sondern dabei immer nur das eigene Ziel vor Augen hat, handelt nicht wie ein liebevoller Erwachsener, sondern will um jeden Preis die eigene Kindheit wieder hervorkramen, noch einmal wunschgemäß durchleben und zum krönenden Abschluss bringen. 

2. Ihre Zuneigung zu dir ist an Bedingungen geknüpft

Narzissten sind wahre Weltmeister darin, emotionale Erpressung zu perfektionieren. Sie scheuen in keiner Lebenslage davor zurück, ihre Mitmenschen mit der Methode „Zuckerbrot und Peitsche“ in den Wahnsinn zu treiben. Nur wer ihrem vorgegebenen Kurs entspricht, wird mit Lob und einer Art von Zuneigung belohnt. Wer sich widersetzt, dem droht Liebesentzug und Schlimmeres. Was echte elterliche Liebe und Fürsorge ausmacht, ist ihre Bedingungslosigkeit. Wenn du als Kind jedoch ausschließlich „funktionieren“ musst, um nicht ignoriert, abgestraft oder überhaupt aus der Wahrnehmung deiner Eltern gestrichen zu werden, handelt es sich ziemlich sicher um Persönlichkeiten mit narzisstischen Tendenzen.

3. Sie fühlen sich anderen Menschen gegenüber überlegen

Es ist für Kinder schon peinlich genug, Eltern zu haben, die sich von vornherein nicht anpassen wollen und immer aus der Menge hervorstechen möchten. Noch schlimmer wird es aber, wenn niemand gut genug und alles und jeder unter der Würde der lieben Eltern ist. Andere Kinder sind als Spielkameraden nicht fein genug, andere Eltern sind kein gutes Vorbild, die Lehrer*innen und die Schule können ihren Ansprüchen nicht genügen und so weiter. Für ein Kind wird es so unmöglich, Freundschaften zu pflegen und vor allem auf andere Menschen ohne Vorbehalte zuzugehen. Ständig negativ indoktriniert zu werden, führt am Weg in Richtung Erwachsensein darüber hinaus direkt in eine Sackgasse aus Argwohn, Misstrauen und letztendlich: Einsamkeit.

4. Sie sind nicht bereit, die Bedürfnisse oder Gefühle anderer zu erkennen und zu respektieren 

Wer als Kind narzisstische Eltern erdulden musste, wird sich nicht leicht auf Beziehungen einlassen können. Die wichtigste Lehre aus einer solchen Kindheit lautet nämlich: Es geht immer nur um andere, es geht niemals um dich! So kann weder das Eingehen von Kompromissen auf gesunde Art und Weise erlernt werden noch das Ziehen von Grenzen. Elternteile, die sich selbst als Nabel der Welt sehen und ihre Kinder instrumentalisieren, wie es ihnen beliebt, lassen ihrem Nachwuchs keinen Raum für persönliche Entfaltung oder das Ausleben der eigenen Wünsche. Zugeständnisse sind eine Seltenheit und werden nur dann gewährt, wenn wiederum eine Bedingung daran geknüpft werden kann.

5. Du wirst ständig mit deinen Geschwistern oder Freund*innen verglichen

Wenn Narzissten eine Sache gut beherrschen, dann das Ausspielen von Menschen gegeneinander. Sie fördern als Eltern die Geschwisterrivalität ohne Rücksicht auf Verluste. Einzelkinder sehen sich ständig mit Gleichaltrigen im Wettstreit und werden immer an der Leistung anderer gemessen. Tragischerweise kann man diesen Wettkampf nicht gewinnen. So sehr man sich auch anstrengt: Es wird nie genug sein. Narzissten verfolgen eine Agenda, die für Menschen ohne dieses Persönlichkeitsmerkmal nicht nachvollziehbar ist. Gewonnen haben sie dann, wenn sie ihren Willen durchgesetzt und die Kontrolle über Menschen und Situationen erlangt haben. Eine andere Befriedigung als „Kontrolle“ scheint es für sie nicht zu geben.

6. Sie verlieren schnell die Fassung, wenn sich die Dinge nicht wunschgemäß entwickeln

Wenn du einen Narzissten aus der Façon bringen möchtest, reichen 4 Buchstaben: nein. Wer unbedingt den Zorn dieser Menschen auf sich ziehen möchte, sollte sich besser warm anziehen. Sie vergessen niemals und verzeihen kommt in ihrem Wortschatz ohnehin nicht vor. Wenn du also als Kind manchmal für Kleinigkeiten unverhältnismäßige Rage deiner Eltern kassiert hast, bist du vielleicht das Kind von Narzissten. Ihnen geht, wie bereits erwähnt, Kontrolle über alles.

7. Angst, Schuldgefühle und emotionale Erpressung sind ihre Werkzeuge

Narzissten manipulieren gerne und bedienen sich dabei der gesamten Klaviatur zwischenmenschlicher Gefühlswelten. Sie simulieren Krankheiten und Gebrechen, täuschen Hilflosigkeit und Verzweiflung vor und schrecken auch vor offenen Drohungen nicht zurück. 

8. Deine Eltern respektieren deine Grenzen nicht

Wenn du als Kind häufig miterleben musstest, wie deine Eltern dich vor deinen Freund*innen bewusst blamiert haben, wurden deine Grenzen eindeutig nicht respektiert. Narzissten macht es natürlich einen Heidenspaß, ihre Macht über Menschen und Situationen zu demonstrieren. Aber meistens sind ihnen ihre Zeitgenossen nicht einmal solche diabolischen Gedanken wert. Sie handeln einfach nach Belieben und ohne Rücksicht auf Verluste.

9. Du wirst immer klein gehalten

Natürlich dürfen und sollen Kinder von Narzissten erfolgreich sein. Aber bitte nicht erfolgreicher als die Eltern! Wer es wagt, ihr Licht in den Schatten zu stellen, wird bald mit Vergeltungsmaßnahmen zu rechnen haben. Eltern sollten stolz auf ihre Kinder und deren Erfolge sein. Narzissten hingegen können überhaupt nicht damit umgehen, dass irgendjemand anders im Rampenlicht steht als sie selbst. 

10. Es entsteht eine Co-Abhängigkeit zwischen euch

Das wohl größte Problem mit narzisstischen Eltern: Man entkommt ihnen nicht so leicht. Durch das permanente Manipulieren und die unzähligen Spielchen, die dieser Typus Mensch seinem Umfeld zumutet, entsteht irgendwann ein Abhängigkeitsverhältnis, ob man will oder nicht. Narzissten sind begnadete Puppenspieler*innen und haben absolut keine Hemmungen, sich diesem Talent ihren Kindern gegenüber ein Leben lang zu bedienen.

Narzisstische Eltern − glückliches Kind?

Eine von narzisstischen Tendenzen geprägte Kindheit lastet erdrückend auf allen, die sie durchleiden mussten. Wie bei jeder Art von Gehirnwäsche fällt es ausgesprochen schwer zu erkennen, dass das Leben überhaupt nicht derart kompliziert und fordernd sein muss. Noch schwerer allerdings fällt es den meisten Kindern, ihre Eltern irgendwann vollständig loszulassen, um nicht an ihnen und ihren dunklen Psycho-Tricks zu zerbrechen. Halb gewonnen hat schon mal, wer die Schuld am schwierigen Verhältnis zu seinen Eltern nicht immer nur bei sich sucht. Wie in jeder Beziehung gehören auch hier immer mindestens zwei Seiten dazu, um eine Geschichte zu erzählen.