Gaslighting: Sätze, die Gaslighter oft verwenden 

Die hässliche Psycho-Folter mit dem schönen Namen

Der Begriff ist seit geraumer Zeit in aller Munde: Gaslighting. Diese Form der Manipulation wurde allerdings bereits in den 1960er-Jahren als psychologisches Phänomen erkannt und mit seinem heute noch gebräuchlichen Namen versehen. Dieser entstammt dem Drama „Gas Light“ des englischen Autors Patrick Hamilton aus dem Jahr 1938, welches diese Taktik der psychologischen Zermürbung und Manipulation thematisiert. Die moderne Psychologie versteht unter Gaslighting eine Spielart von psychischer Gewalt, die ihre Opfer gezielt verunsichern, gefügig machen und nicht selten an ihrem Verstand zweifeln lassen soll. Mit der Zeit wird ihr Selbstbewusstsein massiv beeinträchtigt und sie beginnen nach und nach, ihren Sinn für die Realität immer mehr in Frage zu stellen. Das Ziel der Gaslighter ist Kontrolle und Macht über ihre Opfer. Manche möchten diese dadurch sozial isolieren und von Familien und Freunden entfremden. Viele empfinden aber auch ein rein sadistisches Vergnügen dabei, mit dem Verstand ihrer Mitmenschen zu spielen. Das besonders Perfide daran: Gaslighting funktioniert nur dann, wenn Täter und Opfer ein enges (Vertrauens-)Verhältnis zueinander haben. Daher wird dieses Verhalten auch selten in Frage gestellt.

Hellhörig sollte man jedoch auf jeden Fall werden, wenn diese 7 Sätze immer wieder Teil einer Unterhaltung sind:

1. Hör nicht auf andere − du kannst ihnen nicht trauen!

Ein wichtiger Schritt für Gaslighter ist es, ihre Opfer von deren sozialem Umfeld nach und nach zu isolieren. Es werden Geschichten erfunden, wie Person A über das Opfer spricht, sobald dieses den Raum verlässt. Leider hört diese Story niemand außer dem Gaslighter. Die Opfer haben keinen Grund, ihnen zu misstrauen und glauben diese Lügenmärchen mit der Zeit. Die Taktik dabei: Nach jedem Treffen wird eine neue Story präsentiert, die stetig wie der Tropfen den Stein aushöhlt und sich irgendwann für die Opfer ganz plausibel und glaubhaft anhört. Die Folge: Kontaktabbruch und ein (weiterer) Schritt in Richtung Isolation.

2. Du dramatisierst!

Wenn Gaslighter sich in einem Gespräch nicht mehr zu helfen wissen, wird das Opfer als Drama-Queen und „hypersensibel“ dargestellt. Des Vorwurf des Überreagierens bringt das Opfer in Argumentationsnotstand und der Täter gewinnt so wieder die Oberhand in dieser Unterhaltung. Doch damit nicht genug: Ganz elegant und kaum zu bemerken wandert die „Schuld“ an der akuten Streitsituation auch spontan zum Opfer, der Täter wäscht seine Hände in Unschuld und ist „fein raus“.

3. Was du sagst ergibt überhaupt keinen Sinn!

Dieser Satz wird auch gerne kombiniert mit: „Hörst du dir selbst eigentlich mal zu?“. Auch hier wird dem Opfer schnell und einfach der Wind aus den Segeln genommen, indem der Täter ihm Unzulänglichkeit und Unzurechnungsfähig attestiert. Die Opfer beginnen mit der Zeit, ihre Aussagen selbst in Frage zu stellen und halten sich irgendwann lieber zurück, als wieder etwas „Dummes“ zu sagen. Das ständige Herabwürdigen und Aburteilen der Opfer gräbt sich mit der Zeit immer tiefer in deren Unterbewusstsein. Ihr Selbstwertgefühl sinkt rapide. Mit der Zeit trauen sie sich gar nicht mehr, ein Gespräch zu führen oder Gegenargumente zu bringen. Sie werden wortwörtlich zum Schweigen gebracht. Leider hindert sie dies auch daran, sich bei (seltenen) Gelegenheiten jemandem anzuvertrauen. Denn: Was sie sagen, ergibt ja gar keinen Sinn!

4. Das war in Wirklichkeit ganz anders!

Zwei Menschen, eine Situation, zwei Versionen der Geschichte – so, oder so ähnlich könnte man diese Taktik der Gaslighter umschreiben. Das Opfer erzählt etwa im Kreise der Familie von einem gemeinsamen Erlebnis. Der Täter kontert daraufhin ganz empört, dass sich das alles doch so überhaupt nicht zugetragen habe. Hier lauert für den Gaslighter ein doppelter Bonus: Er kann sein Opfer wieder einmal hochgradig verunsichern und es gleichzeitig vor Dritten vorführen und seine Glaubwürdigkeit in Misskredit ziehen. Diese und ähnliche Szenarien sind wahre Leckerbissen für typische Gaslighter. Aber die Taktik funktioniert auch unter vier Augen. Die Opfer beginnen sukzessive, an ihrer Wahrnehmung zu zweifeln und erkennen die ihnen dargebrachte Realität ihrer Täter irgendwann als einzig wahre Realität an.

5. Wenn überhaupt, dann sollte ich verärgert sein!

Hier trifft Gaslighting auf emotionale Erpressung und passiv-aggressives Verhalten. Es ist also gleich ein Dreifach-Jackpot für den Gaslighter, der mit Aussagen wie dieser die gesamte Klaviatur der psychischen Manipulation zum Besten gibt. Das Opfer wird es mit der Zeit so schnell nicht wieder wagen, einen Streit oder eine Debatte vom Zaun zu brechen, weil der Gaslighter sich schlecht benommen hat. So beugt er Manöverkritik wirksam für die Zukunft vor und wird sich so schnell nicht wieder mit Vorwürfen konfrontiert sehen müssen. Die Situation komplett ins Gegenteil zu verkehren und dem Gegenüber auch so zu präsentieren, ist eine der beliebtesten Taktiken des Gaslightings. Ähnlich zum Einsatz gelangt dann auch die Strategie, den Opfern das Wort im Mund umzudrehen. 

6. Du bist zu empfindlich und reagierst völlig über! 

Auch dieser Satz ist ein probates Mittel, um sein Gegenüber an der eigenen Wahrnehmung und – was noch viel schlimmer ist – an den eigenen Gefühlen zweifeln zu lassen. Niemand möchte schließlich als Mimose dastehen. Solche und ähnliche Aussagen werden von Gaslightern immer gerne dann verwendet, wenn das Opfer noch Zweifel hat und Situationen gelegentlich noch selbst beurteilt. Diese Momente werden so jedoch im Keim erstickt. Wenn Manipulatoren etwas nicht dulden können, dann ist es Kritik an ihrer Person.

7. Keine Ahnung, wovon du sprichst

Dieser Satz ist die verbale Version davon, wenn Gaslighter beginnen ihre Opfer bewusst und aktiv zu manipulieren. Ebenso, wie Ereignisse und Situationen, an die das Opfer sich erinnern kann, einfach geleugnet werden, so beginnt es in diesem Stadium der Psycho-Folter auch zu „spuken“. Die Täter werden erfinderisch darin, ihre Opfer nach und nach in dem Glauben zu lassen, ihrem Verstand nicht mehr trauen zu können. Sie verstecken Gegenstände im Haus, leugnen, Fremde auf der Straße zu sehen oder das Läuten der Türklingel gehört zu haben. Stattdessen erfinden sie eine Realität, die ihrem Zweck – der totalen Kontrolle – in die Hände spielt. Unnötig zu erwähnen, dass Opfer, die diesen Strategien längere Zeit ausgesetzt waren, ohne fremde Hilfe kaum die Chance auf eine Rückkehr in ihre Realität und ein normales Leben haben.

Diabolisches Machtspiel mit ernsthaften Langzeitfolgen

Gaslighting erinnert nicht umsonst an Gehirnwäsche. Es kommt nämlich nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen vor, sondern wurde und wird auch von Sekten und totalitären Regimen eingesetzt, um Menschen gefügig und abhängig zu machen. Allein und ohne professionelle Hilfe ist es Opfern dieser Psycho-Folter kaum möglich, daraus zu entkommen. Wie auch? Ihre neue Realität ist die einzige, die sie kennen. Durch die soziale Isolation gibt es auch keine anderen Menschen, die man um Rat fragen könnte. Personen, die von Haus aus bereits verunsichert, labil oder leicht zu beeinflussen sind, haben gegen Gaslighter kaum eine Chance. Jahrelange Manipulation dieser Art kann bei den Betroffenen zu zahlreichen schwerwiegenden seelischen und körperlichen Erkrankungen führen. Häufig genannt werden Depressionen, Angstzustände, Panikattacken bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen. Doch die wohl schlimmste Folge von „erfolgreichem“ Gaslighting: Selbst nach einer erfolgreichen Therapie und mit viel Abstand zu diesem Teil ihres Lebens fällt es den meisten Opfern für lange Zeit sehr schwer, wieder ihrem eigenen Urteilsvermögen vertrauen zu können.