Narzissmus: 10 Dinge, von denen Narzissten denken, dass du sie ihnen schuldest 

Toxische Beziehung mit Anspruchsdenken

Wer jemals in den Fängen einer toxischen Beziehung war, weiß welch begabte Manipulator*innen diese Menschen sind. Wie Puppenspieler ziehen sie an ihren unsichtbaren Fäden, mit denen sie alles und jeden unter ihrer Kontrolle halten. Sie ist das Wichtigste für Narzissten, und sie bedienen sich auch recht schamlos einer ganzen Reihe von psychischen Taschenspielertricks, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Persönlichkeit eines Narzissten ist vielschichtig und mit wenigen Worten kaum zu erklären. Sie spielen ihr eigenes Spiel mit ihren Mitmenschen, ohne sich dabei jemals an irgendwelche Regeln zu halten. Werte wie Empathie und Mitgefühl sind ihnen völlig fremd. Allerdings sind es häufig gerade Menschen mit diesen Charaktereigenschaften, die sie sich für ihre undurchsichtigen Machenschaften erwählen. Narzissten fühlen sich von Haus aus ihrer Umwelt überlegen. Doch es geht noch weiter: Sie denken aus irgendeinem Grund, dass die ganze Welt in ihrer Schuld steht. Mit diesem Anspruch gehen sie durch ihr Leben und stellen zeitgleich das ihrer unwissenden Opfer Länge mal Breite auf den Kopf. Ihr Anspruch bezieht sich dabei ganz konkret auf die 10 folgenden Dinge, die wir ihnen ihrer Meinung nach schulden:

1. Ungeteilte Aufmerksamkeit

Für Narzissten ist das Leben eine einzige Bühne. Der Rest von uns dient entweder als bewunderndes Publikum oder als Statisten. In einer Beziehung geht es daher ganz klar immer nur um die Hauptperson und niemals um uns. Toxische Persönlichkeiten fordern nicht weniger als 24 Stunden am Tag unsere ungeteilte Aufmerksamkeit oder zumindest immer dann, wenn es ihnen gerade passt. Wie alles im Zusammenhang mit Narzissten ist natürlich auch diese Erwartungshaltung eine Einbahnstraße. Wenn wir Aufmerksamkeit bedürfen, müssen wir sie uns leider woanders holen.

2. Verantwortung für alles 

In einer toxischen Beziehung hat eine/r grundsätzlich immer Recht und die/der andere trägt immer die Verantwortung, und zwar für alles. Dies betrifft die gemeinsamen Dinge des Alltags ebenso wie das Leben unserer narzisstischen Partner*innen. Wir sind sogar dafür verantwortlich, wenn es dort Pannen gibt oder einmal etwas schiefläuft. Narzissten sind wahre Meister*innen darin, die Wahrheit und die Tatsachen so lange zu verdrehen, bis eine Version entsteht, die ihrem gewünschten Denkmuster entspricht. 

3. Schuldgefühle 

Sie sind eines der wichtigsten Werkzeuge, mit denen erprobte Narzisst*innen ihre Bälle in der Luft halten. Emotionale Erpressung ist nur ein Formenspiel davon. Anderen Menschen erfolgreich das Gefühl zu vermitteln, dass sie an allem die Schuld tragen, ist eine der Königsdisziplinen toxischer Persönlichkeiten. Wenn wir also nicht per se schon mit Schuldgefühlen zu kämpfen haben, verstehen diese Menschen es ganz hervorragend, sie uns erfolgreich einzureden. Dafür werden vorab bereits gekonnt unsere Schwachpunkte ausgekundschaftet.

4. Zeit

Narzissten diktieren die Regeln gerne immer wieder neu. Ein Faktor jedoch, auf den man sich sogar bei ihnen uneingeschränkt verlassen kann, ist ihr Anspruch darauf, über unsere Zeit frei zu verfügen. Sie kommen und gehen, wie es ihnen passt. Einen Termin zu vereinbaren oder sich an simple Abmachungen zu halten, ist eindeutig unter ihrer Würde. Sie stehen nicht selten mitten in der Nacht vor unserer Tür, um ihre Ansprüche einzufordern und natürlich auch ihre Überlegenheit zu demonstrieren.

5. An allem schuld zu sein 

Wie praktisch es für Narzissten sein muss, die Schuld immer bei anderen zu suchen, kann man sich lebhaft vorstellen. Wer gerne die Zügel in der Halt hält, kann mit Rückschlägen und Niederlagen wahrlich nicht umgehen. So kommt es, dass in toxischen Beziehungen die ungeschriebene Regel gilt: Eine/r hat immer Recht, die bessere Hälfte ist immer schuld.

6. Unsere Gesellschaft

Da Narzissten uns hauptsächlich zum Ausleben ihrer Kontrollsucht und für die Pflege ihres Egos benötigen, ist unsere Gesellschaft für sie so etwas wie der Nährboden für ihr Treiben. Ohne Publikum laufen sämtliche ihrer Darbietungen naturgemäß ins Leere. Der größte Fehler, den wir dabei machen könnten, wäre, diese Notwendigkeit mit Liebe oder Zuneigung zu verwechseln. Wenn narzisstische Persönlichkeiten unsere Gesellschaft suchen, dann geht es dabei niemals um uns. 

7. Unerschütterliche Zuneigung

Selbst vorgetäuschte Beziehungen oder Freundschaften wollen authentisch aufrechterhalten werden. Narzissten möchten zwar keine soziale Interaktion auf Augenhöhe, aber die Illusion von Zuneigung wäre ihnen dennoch ganz recht. Hauptsächlich geht es dabei nicht darum, dass echte Gefühle im Spiel sind. Es geht um Bewunderung und die Gewissheit, die Partner*innen emotional zwar immer verfügbar, aber dennoch an der kurzen Leine zu halten. Zuneigung ist für Narzissten wie ein Rausch, dessen Flüchtigkeit gerne immer wieder genossen wird. Achtsam damit umgegangen oder gar erwidert wird sie jedoch nicht. 

8. Ein offenes Ohr rund um die Uhr

Toxische Menschen brauchen Aufmerksamkeit. In ihrem Leben und in ihrer Welt dreht sich alles nur um sie und ihre Bedürfnisse. Sie erzählen gerne und viel von sich und ihren Ambitionen, auch wenn man das meiste davon getrost in das Land der Märchen und Legenden verbannen kann. Narzissten sind meisterhaft begabt darin, sich die eigene Weltvorstellung zu basteln und für diese Visionen brauchen sie ein Publikum. Außenstehende, die nicht emotional verwoben in das Spinnennetz einer toxischen Beziehung sind, können diese Monologe mit Leichtigkeit als Blendgranaten enttarnen. Eine kritische Zwischenfrage würde vermutlich schon reichen, um die bunten Phantasiegebilde in Luft aufzulösen. Daher wählen Narzissten ihr Publikum – sprich: ihre Opfer – auch mit großer Sorgfalt aus. 

9. Unsere Freiheit

Wer sich einem Narzissten verschreibt, kann den Schlüssel zur persönlichen Freiheit genau so gut im Meer versenken. Kontrolle und Macht sind die Suchtmittel Nummer 1 narzisstischer Charaktere. Wenn wir uns ihnen ausliefern, ist unsere persönliche Freiheit Geschichte. Sie fordern die blanke Unterwerfung unter ihre Vorstellungen von Gemeinschaft und Liebe. Wer einer toxischen Beziehung die Treue hält, kann auch gleich seine Grundrechte abgeben und sich dem Leben in einer Diktatur verschreiben. 

10. Unser Leben

Anschließend zu Punkt 9 ist Punkt 10 leider die logische und traurige Konsequenz. Narzissten fordern die Kontrolle über unser Leben, damit sie ihres zu einem besseren machen können. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Das Anspruchsdenken, über das Leben der Menschen in ihrem Umfeld frei verfügen zu können, ist eines der deutlichsten Zeichen für eine toxische Persönlichkeit. 

Manches darf man schuldig bleiben 

Wer es geschafft hat, der Beziehung zu einem Narzissten zu entkommen, weiß um die Macht, die diese Menschen ausüben können. Wer daher in der Lage ist, die Frühwarnzeichen zu erkennen, sollte schleunigst die Flucht ergreifen. Eine Freundschaft oder eine Beziehung zu Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen wird uns jedoch nicht nur die 10 genannten Dinge rauben. Sie wird uns letztendlich an unserer Zurechnungsfähigkeit zweifeln lassen und uns sprichwörtlich und leider nicht nur im übertragenen Sinn in den Wahnsinn treiben. Leider dauert es meist eine Zeit, bis wir erkennen, dass das, was wir als Zuneigung interpretiert haben, nichts anderes als Machtdemonstration und Kontrollzwang ist. Wir könnten jederzeit durch eine x-beliebige andere Person ersetzt werden, wenn wir dem Beuteschema des Narzissten nicht mehr gerecht werden. Keine Beziehung – schon gar nicht die Illusion davon – ist es wert, auch nur eines der genannten Dinge für jemand anders aufzugeben. Die Liebe war und ist ein Kind der Freiheit. Was Narzissten also von uns fordern, darf man ihnen gerne schuldig bleiben.