Narzissmus: 6 Geheimnisse, von denen der Narzisst hofft, dass du sie nie erfährst 

Auch Narzissten haben Schwachstellen

Mitten im Auge des Sturms, sprich: in den Fängen einer toxischen Beziehung mit einer Narzisstin oder einem Narzissten mag uns dies völlig absurd erscheinen. Diese Menschen agieren ihren Opfern gegenüber immer souverän und zeigen Stärke in allen Lebenslagen. Doch letztendlich sind sie auch nur Menschen, wenn auch welche, die mit ganz besonderer Vorsicht zu genießen sind. Am besten wäre es natürlich, wenn wir gar nicht erst in die Falle tappen, die sie auslegen. Doch gerade die Anfangszeit mit einem solch charismatischen und um unsere Gunst bemühten Menschen ist zu verlockend. Das Glück, jemanden gefunden zu haben, der nach allen Regeln der Kunst um uns wirbt und uns um jeden Preis für sich gewinnen will, können wir kaum fassen. Unfassbar ist dann leider auch die Zeit, die nach der Romantik-Offensive der zauberhaften Anfänge folgt. Das Leben mit Menschen, die ganz klar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung aufweisen, kann sich als Hölle auf Erden entpuppen. Manipulation, Psychotricks und die totale Kontrolle stehen dann auf der Tagesordnung. Doch Narzisst*innen sind trotz allem Gott sei Dank auch nur Menschen. Ihnen passieren Fehler und sie haben gleichfalls ihre Schwächen. Sechs davon möchten wir dir hier vorstellen:

1. Sie verlieren, wenn wir nicht mitspielen

Die wohl größte Angst der Narzisst*innen ist, dass ihre Spielchen ins Leere laufen. Das tun sie dann, wenn sie auf vermeintliche Opfer treffen, die sich dann jedoch als wesentlich stärker als gedacht erweisen. Gerade die Psychotricks der Wahrheitsverdrehung und der rückwirkenden Verfälschung von Ereignissen kann sich beim falschen Opfer wie ein schmerzhafter Biss auf Granit entpuppen. Sie sind sich ihrer Sache normalerweise so sicher, dass sie von ihrem gewohnten Repertoire nicht abweichen. Die Trickkiste, aus der die Narzisst*innen sich bedienen, ist nämlich immer dieselbe und ihr Inhalt äußerst überschaubar. Es gibt für diese Strippenzieher*innen keine größere Blamage, als in Anwesenheit anderer ihr Opfer bloßstellen zu wollen, und im Endeffekt selbst als die oder der Dumme dazustehen. Wenn Menschen sich nicht so manipulieren lassen, wie diese Provokateure es gerne hätten, laufen sie gegen eine Wand. Ihr Spiel funktioniert dann nicht, und somit stehen sie automatisch als Verlierer da. Ebenfalls blöd für sie läuft die Sache, wenn das Isolieren ihrer neu erwählten Opfer von Freundeskreis und Familie nicht so recht klappen will. Sie verlieren so den ersten wichtigen Gipfelsieg hin in Richtung totale Kontrolle. Diese wird ihnen so nie möglich sein, wenn immer jemand dazwischenfunkt und das Opfer sich einfach nicht kleinkriegen lässt.

2. Mitleid und Reue sind niemals echt

Narzisst*innen sind zum Teil recht talentierte Schauspieler. Sie beherrschen zumindest jene Bandbreite von vorgetäuschten Gefühlen, die sie für das erfolgreiche Führen einer toxischen Beziehung als notwendig erachten. Wenn es ihrer Sache dient, kommen auch Mitleid und Reue zum Einsatz. Diese Gefühlsregungen sind aber niemals für bare Münze zu nehmen. Sie sollen den Versuch ihrer Opfer, sich aus ihren Klauen befreien zu wollen, sabotieren, indem sie ihnen Besserung geloben. Natürlich sind dies alles nur leere Versprechungen, denen keine Taten folgen. Dieses Spiel allerdings beherrschen diese Manipulator*innen bestens. Sie werden niemals müde, die lahme Reue-Nummer zu präsentieren, wenn dafür bald alles wieder seinen gewohnten toxischen Lauf nimmt.

3. Ihre Tarnung ist schlechter als gedacht

Sie sind in der Regel gutaussehend, charismatisch, sehr charmant und vor allem eloquent. Ihre Geschichten könnten glatt einem Hollywood-Drehbuch entsprungen sein. Wahr sind sie jedenfalls so gut wie nie. Narzisst*innen spinnen sich im Laufe der Jahre eine Lebensgeschichte zusammen, die jeder Telenovela den Rang ablaufen würde. Sie sind erfolgreich und leben auf der Sonnenseite des Lebens. Tatsächlich allerdings sind sie häufig beruflich auf dem Abstellgleis gelandet, haben natürlich keine Freunde und keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie, und ganz so erfolgreich läuft ihr Leben auch nicht. Diese selbstgestrickte Biografie ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Ein paar gezielte, kritische Fragen würden ausreichen, um ihre kunstvoll errichtete Fassade des schönen Scheins bröckeln zu lassen. Zumindest sind Narzisst*innen nicht dumm. Sie wissen, dass sie auf dünnem Eis operieren und die Welt bekanntlich klein ist. Es ist daher allein schon aus diesem Grund für sie absolut überlebenswichtig, ihre Opfer zu isolieren. Je weniger Umfeld lästige Fragen stellen oder Zweifel säen kann, desto länger kommen sie mit ihrer Charade durch. Besonders ärgerlich für sie ist ein unvermitteltes Zusammentreffen mit früheren Opfern oder anderen Personen aus der Vergangenheit, deren Reaktion sie arg in Bedrängnis bringen könnte. Die große Öffentlichkeit meiden sie daher, wann immer es geht.

4. Sie wollen nicht als Serientäter dastehen 

In den Fängen einer Narzisstin oder eines Narzissten kommt es uns so vor, als ob die ganze Misere unsere Schuld wäre. Wir sind die Mängelexemplare, die zurechtgebogen und erzogen werden müssen. Wir sind die Vergesslichen, die Zerstreuten und die Verunsicherten, die unbedingt eine starke Hand und Kontrolle benötigen. Es wäre unseren Bewachern ausgesprochen unangenehm, wenn wir erfahren würden, dass wir nur eine oder einer von vielen sind, die die unfreiwillige Hauptrolle in diesem Horrorszenario übernommen haben. Vor uns waren schon andere leichte Beute, nach uns werden weitere kommen. Doch es hilft den Manipulator*innen enorm, die totale Schuld auf uns abzuladen und uns als einzigartiges Projekt zu sehen, dem unsere toxischen Partner*innen ihre helfende Hand reichen.

5. Versöhnung würde sie komplett überfordern

Wer es einmal schafft, aus den Fängen von narzisstischen Partner*innen zu entkommen, wird höchstwahrscheinlich Ruhe vor ihnen haben. Einige wenige nur neigen zu Stalking oder können es nicht ertragen, diese Runde verloren zu haben. Denn genau so sehen sie die Beziehungen zu ihren Opfern: als Spiel. Eine Trennung mit anschließender Versöhnung würde zum einen bedeuten, dass die Kontrolle nicht wirklich so stark war, wie sie dachten. Zum anderen würde es ihnen schlicht und ergreifend keinen Spaß mehr machen, an diesem Konstrukt festzuhalten, das nicht ihrer Vorstellung von einer klaren Täter-Opfer-Beziehung entspricht. Dafür hat das Opfer sich schon zu weit emanzipiert und der Kontrolle entzogen. Wer einem Narzissten also Unwohlsein bereiten möchte, schlägt eine ausgiebige Versöhnung vor.

6. Ihre größte Angst ist es, entlarvt zu werden

Auch wenn sie sehr souverän agieren und anscheinend alles bestens im Griff haben: Ihre größte Angst ist es, dass man ihre Taktik durchschaut und erkennt, dass die ganze Beziehung nur ein Machtspiel war. Sie brauchen einen langen Atem, ein immenses Arsenal an mehr oder weniger guten Ausreden und all ihr schauspielerisches Können, um die Fäden nicht zu durchtrennen, an denen sie ihre Puppen tanzen lassen.

Wenn die Fassade endlich bröckelt

Narzisst*innen sind toxisch, im wahrsten Sinne des Wortes. Doch wie alle Menschen haben sie auch Schwachstellen und sind angreifbar. Selbst wenn sie ihr Spiel beherrschen, gibt es immer wieder Mittel und Wege, um Risse in ihrer schmucken Fassade und Ungereimtheiten in ihrer perfekt inszenierten Show zu erkennen. Dieser Gedanke ist tröstlich, auch wenn wir ihn häufig erst zu spät erkennen. Das beste Mittel gegen Menschen mit narzisstischen Tendenzen ist, ihr Spiel nicht mitzuspielen und kritisch alles zu hinterfragen, was uns nicht schlüssig erscheint. Unser Bauchgefühl weiß dann meistens schon mehr als wir.