Lügner erkennen: 10 seltsame Verhaltensweisen, die einen Lügner verraten 

Ehrlich währt am längsten

Das Lügen liegt uns Menschen leider im Blut. Die Ergebnisse aus Studien und Befragungen gehen dabei zwar ziemlich auseinander, Fakt ist jedoch, dass wir angeblich zwischen 60 und 200 Mal pro Tag die Unwahrheit von uns geben. Klingt alarmierend, oder? Wir lügen aus den verschiedensten Gründen. Einige davon sind durchaus ehrenhaft und gut gemeint: Wir wollen jemanden nicht verletzen oder vor den Kopf stoßen. Meistens jedoch lügen wir nicht zugunsten anderer, sondern aus purem Egoismus. Die Grenzen zwischen Lügen, Notlügen, Ausreden, alternativen Fakten und einem leicht verzerrten Stimmungsbild der Wahrheit sind dabei äußerst fließend. Das Gute am Lügen ist jedoch: Wir kommen nicht wirklich durch damit. Der Mensch weiß ganz genau, wann er sich falsch verhält und wann nicht. Man müsste schon ein hochfunktionaler Soziopath sein, um wirklich überzeugend und glaubhaft seinem Gegenüber ins Gesicht zu lügen. Im Grunde genommen arbeiten nämlich alle unsere Sinne gegen uns, wenn wir lügen. Dies äußert sich gleich mehrfach. Zehn dieser deutlichen Zeichen möchten wir dir kurz vorstellen:

1. Einsilbige Antworten

Wer glaubt, mit einer Lüge durchzukommen, indem er so wenig Worte wie möglich dafür verwendet, irrt sich gewaltig. Maulfaule Antworten wie „ja“, „nein“ oder das berühmte „weiß nicht“ sind ein todsicherer Hinweis darauf, dass diese verbale Zurückhaltung tatsächlich Bände spricht. Für erfahrene Polizist*innen und andere Berufsgruppen, die sich der Wahrheitsfindung verschrieben haben, ist zugeknöpftes Mauern ein sicheres Indiz dafür, dass die Betroffenen etwas auf dem Kerbholz oder zumindest zu verbergen haben. Man braucht dann meistens gar keine allzu ausgeklügelten Verhörtechniken, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das beste Mittel gegen demonstratives Schweigen ist nämlich Schweigen. Menschen, die vom Pfad der Tugend abgekommen sind, können Stille im Gespräch nur schwer aushalten. Sie haben ständig das Gefühl, gegensteuern zu müssen. Auf diese Weise kommt man den Tatsachen früher oder später auf die Schliche. Und das – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Ruhe.

2. Ausufernde Antworten

Das Gegenteil der wortkargen Strategie beim Vertuschen von Lügenmärchen ist die allzu theatralische Ausschmückung von einfachen Sachverhalten. Auch verdächtig: Auf alles eine Antwort parat zu haben. Wer beispielsweise eine Affäre kaschieren will, indem er als Alibi einen netten Abend unter Freunden inszeniert, wird kein illustres Detail dieses denkwürdigen, aber leider restlos erfundenen Abends auslassen. Das Essen, die Getränke, die Musik und die Unterhaltungen werden in epischer Breite wiedergegeben, selbst wenn nach all diesen Informationen niemand gefragt hat. Das Ausschmücken mit Nebenhandlungen und einer langatmigen Vorgeschichte ist ebenfalls ein beliebtes Stilmittel von Lügner*innen, in der Hoffnung, ein möglichst realistisches Bild nachzuzeichnen. Im Verhör oder im Rahmen einer Befragung – egal, ob durch die gehörnten Ehepartner*innen oder einen Staatsanwalt – kommt in diesen Fällen ein anderer Trick zum Einsatz. Man könnte diesen salopp als „sich um Kopf und Kragen reden“ bezeichnen. Die Interviewer lassen die Schwindler ihre Geschichte immer wieder erzählen, haken nach oder rollen die Story überhaupt rückwärts auf. So gut vorbereiten kann sich kein normaler Mensch, um hier nicht vom Skript abzuweichen und sich in Widersprüche zu verstricken.

3. Schau mir in die Augen!

Die Augen sind bekanntlich der Spiegel unserer Seele. Sie leidet, wenn wir uns der Unwahrheit verschrieben haben. Kein Wunder also, dass die Sache mit dem Blickkontakt schwierig wird, wenn wir flunkern. Auch hier gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, wie wir uns unbewusst selbst entlarven. Ein zu konstanter, starrer Blickkontakt ist unnatürlich und wirkt automatisch aggressiv. Wir proben den Angriffsmodus, obwohl wir eigentlich in der Defensive sind. Zu wenig Blickkontakt mit unseren Gesprächspartner*innen lässt erst recht Zweifel am Wahrheitsgehalt unserer Geschichte aufkommen. Wir vermeiden es, unserem Gegenüber in die Augen zu sehen, indem wir die Tischplatte, den Fußboden oder unsere Füße fixieren. Wer nun denkt, dass das Blicken nach links oder rechts eine Alternative wäre, irrt leider gewaltig. Beide Richtungen zeigen an, dass wir in dem Moment unseren Verstand besonders bemühen müssen. Wir rufen dann entweder unser Erinnerungsvermögen ab, oder jenen Bereich in unserem Gehirn, der für Kreativität zuständig ist. Und in diesen fällt ganz eindeutig das Lügen.

4. Unser Sprachmuster ändert sich

Sprache ist eine wunderbare Sache und die deutlichste Form der Kommunikation überhaupt. Wenn Menschen eine eher unübliche Wortwahl benutzen oder besonders gestelzt oder klug rüberkommen möchten, ist Vorsicht angezeigt.

5. Nervöse Zuckungen am ganzen Körper

Der Zappelphilipp aus dem legendären Kinderbuch lebt mitten unter uns, jedenfalls dann, wenn uns jemand die Unwahrheit als Faktensammlung auftischen möchte. Unser Körper fühlt sich mit jeder Faser unwohl, wenn wir lügen. Das kompensiert er mit nervösen Zuckungen von Füßen, Beinen, Armen und Händen. Sogar unser Kopf muss sich diesem verräterischen Rhythmus anpassen, ob er will, oder nicht.

6. Der unvermeidliche Fingerzeig

Wir sind in Abwehrhaltung, wenn wir lügen. Mangels Lanze, Schwert oder Speer muss unser Zeigefinger als Waffe ausreichen, um potenzielle Feinde fernzuhalten. Lügner*innen beginnen daher im Gespräch immer wieder, mit dem Finger oder der ausgestreckten Hand auf ihr Gegenüber oder andere Menschen zu zeigen. Dieser Fingerzeig ist für erfahrene Profiler oder langjährige Ehefrauen alles, was sie für eine Überführung brauchen.

7. Mund und Augen werden ständig berührt

Körpersprache ist tief in unseren Genen verwurzelt. Sogar die radikalste Selbstkontrolle schafft es nicht, diese Signale auf Dauer zu unterdrücken. Ein Teil von uns möchte das Gesagte rückgängig machen, und greift sich spontan an den Mund. Unsere Augen möchten nicht mitansehen, wie unsere Lügengebilde aufgenommen werden. Auch sie berühren wir daher immer wieder, wenn wir von der Wahrheit abweichen.

8. Wir ändern unsere Stimmlage

Wer mit ruhiger, fester Stimme spricht, sagt meistens die Wahrheit. Unsere Stimmlage nämlich verändert sich deutlich, wenn wir lügen. Interessanterweise haben Studien ergeben, dass es von Land zu Land variiert, ob Menschen die Stimme beim Lügen heben oder senken.

9. Gestik und Mimik passen nicht zum Gesprochenen

Hier ist unsere Intuition gefordert, und sie wird uns ziemlich sicher nicht im Stich lassen. Wenn das Gesagte mit den dazu dargebrachten Gesten überhaupt nicht stimmig erscheint, sollten wir am Wahrheitsgehalt dieser Ausführungen ernsthaft zweifeln.

10. Guter Lügner, schlechter Lügner

Schon fast charmant erscheint die Tatsache, dass Lügner*innen sich am deutlichsten selbst enttarnen, und das mit herzerfrischender Ehrlichkeit. Wer offen und freimütig zugibt, ein talentierter Storyteller zu sein, der immer wieder Leute erfolgreich an der Nase herumführen kann, dem sollte man vorbehaltlos glauben: zumindest diese eine Sache.

Auf kurzen Beinen ins Verderben

Es ist leider die traurige Wahrheit, aber: Wir alle lügen dann und wann. Die Frage ist nur, wie strategisch und flächendeckend wir diese Unwahrheiten im Alltag einsetzen. Wenn wir Menschen bei kleineren Wahrheitsübertretungen ertappen, können wir getrost davon ausgehen, dass ihnen auch handfeste Meineide über kurz oder lang keine allzu große Überwindung abverlangen würden. Wie lange man mit einer Lüge erfolgreich durchkommt, hängt von vielen Faktoren ab. Wir entscheiden selbst, wie wir mit der Wahrheit umgehen. Wer sie kategorisch dehnt und mit Füßen tritt, darf sich über den Bumerang-Effekt nicht wundern. Ist das Vertrauen einmal zerstört, ist es schwer wiederherzustellen. Denn: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wenn er auch die Wahrheit spricht.