8 Frühwarnzeichen eines Nervenzusammenbruchs 

Wenn unsere Psyche kollabiert

Den Begriff „Nervenzusammenbruch“ verwenden wir umgangssprachlich sehr häufig. Meist ist diese Aussage mit einem Augenzwinkern zu verstehen, wenn uns Familie, Partner*innen oder die Arbeit übermäßig fordern und wir aus der Puste kommen. Wer jemals einen echten seelischen Kollaps erleben musste, wird so schnell keine Scherze mehr darüber machen. Die wenigsten Menschen wissen, dass ein Nervenzusammenbruch im echten Leben nicht immer mit einem Wutausbruch oder dem um sich werfen mit Geschirr und Möbelstücken einhergeht. Auch erleben Frauen und Männer eine seelische Überlastung ganz unterschiedlich. Wir alle stoßen im Alltag manchmal an unsere Grenzen. Die Vorzeichen sind zum einen leicht zu übersehen. Zum anderen sind wir meistens so gefangen in unserer Routine und all unseren Verpflichtungen, dass wir schlichtweg die Zeit nicht finden, um in uns hineinzuhören und zu erkennen, wann die Sollbruchstelle unserer Psyche erreicht ist. Denn es gibt sie, das steht außer Frage. Sie ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Manche fühlen sich schneller überfordert, wieder andere halten jahrelang das absolute Höchstmaß an Belastbarkeit aus, bis der Zusammenbruch sie endlich befreit. Denn auch diesen Aspekt gilt es zu beachten: Ein Shutdown unserer Seele ist nicht nur ein Warnzeichen. Er sollte als Neustart betrachtet werden und uns die Richtung überdenken lassen, die unser Leben eingeschlagen hat. Wir stellen dir hier acht Frühwarnzeichen vor, die einen Nervenzusammenbruch ankündigen:

1. Soziale Isolation und gesellschaftlicher Rückzug

Wenn wir psychisch und vielleicht auch emotional überlastet sind, ist das Letzte, was wir gebrauchen können, noch mehr Input von außen. Wir sind mit unserem Leben an einem bewältigbaren Limit angekommen, also vermeiden wir alles, was uns zusätzlichen Stress verursachen könnte. Außerdem fürchten wir, dass uns Familie und gute Freund*innen ansehen könnten, dass es uns im Moment nicht gut geht. Wir schämen uns dafür, uns und unser Leben nicht im Griff zu haben. Daher treten wir den Rückzug an, flüchten uns in Ausreden und vermeiden soziale Kontakte, wo immer es geht.

2. Übermäßige Reizbarkeit

Am Rande eines Nervenzusammenbruchs ist das Eis dünn, auf dem wir uns jeden Tag bewegen. Doch nicht nur für uns, auch unser Umfeld bekommt diese Tatsache zu spüren. Der Straßenverkehr am Morgen, die unschlüssigen Menschen im Supermarkt vor dem Kühlregal, die komplizierten Arbeitskolleg*innen oder Partner*innen und Kinder, die uns sprichwörtlich den letzten Nerv ziehen. Wer selbst noch bemerkt, dass jede kleinste Kleinigkeit zu einem schier apokalyptischen Wutausbruch führt, kann noch Handlungsbedarf erkennen. Wenn wir in unserem Gefühlschaos jedoch so gefangen sind, dass wir am liebsten alles nur mehr kurz und klein schlagen würden, herrscht Alarmstufe Rot.

3. Sorgen über Sorgen belasten uns

Was uns meistens überfordert und den Schlaf raubt, sind die ganz alltäglichen Nöte und Sorgen, die jeder Mensch mit sich herumträgt. Selbst wenn sie grundsätzlich bewältigbar sind und wir alle Bälle einigermaßen jonglieren können, die das Leben uns zugeworfen hat, bedeutet dies nicht, dass dies ein Dauerzustand ist. Wir können mit Kummer und Angst schon eine Zeit lang umgehen. Wir schaffen es irgendwie, die Rechnungen zu bezahlen, die Arzttermine zu managen, Familie und Beruf einigermaßen unter einen Hut zu bringen und dafür Sorge zu tragen, dass jeder Tag vorbeigeht. Nur einmal kommt der Punkt, an dem ein Rädchen aus diesem Getriebe ausschert, ein Domino-Stein zu früh umfällt und eine Stufe unseres minutiös ausgeklügelten Überlebensplans ausfällt. Dann bricht das fragile Kartenhaus zusammen, und wir wissen plötzlich nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Mentale Überforderung ist keine Lawine, die spontan über uns hereinbricht. Sie ist eher vergleichbar mit einem Tsunami, der sich weit draußen auf dem Meer zusammenbraut und sich in bedächtiger Stille, aber nichtsdestotrotz mit zerstörerischer Gewalt, auf uns zubewegt.

4. An Schlaf ist nicht zu denken

Wir alle kennen Phasen von Schlaflosigkeit. Wenn sie zum Dauergast in unserem Leben wird, ist auch sie ein deutliches Frühwarnzeichen, dass es mit unserem Seelenfrieden aktuell nicht zum Besten steht. Wenn wir mehrere Nächte hintereinander nicht oder nur wenig Schlaf finden können, ist unser inneres Gleichgewicht deutlich gestört.

5. Chronische Müdigkeit und Erschöpfungszustände

Wenn es uns zu viel wird, spüren wir das in jedem Knochen. Wir schleppen uns dann nur mehr durch unsere Tage und würden am liebsten morgens das Bett gar nicht erst verlassen. Leider ist das nur für die wenigsten von uns eine echte Option. Die meisten Menschen müssen funktionieren, wenn nicht für sich, dann für andere. Wenn dir jeder Tag wie ein quälender Kampf erscheint und du dich nur mehr fühlst wie in Watte gepackt, sei vorsichtig. Dieser Zustand gleicht nicht umsonst jenen von Zombies in Horrorfilmen. Du weilst dann sprichwörtlich unter den lebenden Toten, jedenfalls fühlt es sich so an.

6. Atemnot

Unser Körper ist ein echtes Wunderwerk. Er kann viel überstehen und sehr viel aushalten und selbst wieder heilen. Allerdings zeigt er uns auch recht deutlich seine Grenzen auf. Im Falle eines drohenden Nervenzusammenbruchs etwa bekommen wir plötzlich keine Luft mehr. Unsere Lunge arbeitet dann nur mehr mit halber Kraft, und der Sauerstoffgehalt in der Luft scheint sich von einem Moment auf den anderen verflüchtigt zu haben. Der gutgemeinte Ratschlag „Tief durchatmen!“ nützt dann überhaupt nichts mehr. Der Grund: In Zeiten von intensivem Stress versucht unser Körper, sich darauf vorzubereiten, wegzulaufen oder um sein Leben zu kämpfen. Dieser Mechanismus, die bekannte Kampf- oder Flucht-Reaktion, kann sich dann in Form von Kurzatmigkeit äußern.

7. Konzentrationsstörungen und Erinnerungslücken

Du stehst vor dem Geldautomaten und weißt deine Geheimzahl nicht mehr? Jemand fragt dich nach deiner Telefonnummer, und in deinem Kopf herrscht gähnende Leere? Du bist fahrig, unkonzentriert und möchtest am liebsten einfach nur woanders sein? All diese Ausfälle im Alltag sind deutliche Hinweise darauf, dass dir alles zu viel wird. Unser Gehirn kann mit all den Informationen nicht mehr umgehen. Außerdem wirken sich Schlaflosigkeit und Erschöpfung natürlich auch negativ auf unsere geistige Leistungsbereitschaft aus.

8. Unser Essverhalten ändert sich

Hier kennen wir zwei Extreme: Die Frust- oder Stressesser und all jene, die von einer Sekunde auf die andere komplett ihren Appetit verlieren. Die einen versuchen, mit Schokolade und Fast Food ihren Stress zu kompensieren und durch exzessives Kauen ihre Nerven zu beruhigen. Die anderen sind an einem Punkt völliger Lustlosigkeit angekommen, wo kein Essen der Welt ihnen mehr zusagt. Sie verspüren weder Hunger noch Durst und sind nach Tagen und Wochen nur mehr ein Schatten ihrer selbst.

Alle Macht der Achtsamkeit

Ein Nervenzusammenbruch ist kein schönes Gefühl, im Gegenteil. Am schlimmsten dabei ist vermutlich die Scham, die wir verspüren, weil wir uns als zu schwach oder zu wenig belastbar wahrnehmen. Der gesellschaftliche Druck, die oder der Schnellste im Hamsterrad sein zu müssen, hat dann ganze Arbeit geleistet. Der Weg hin in einen handfesten Breakdown ist schleichend. Wir bemerken den freien Fall unserer Psyche oft erst, wenn es schon fast zu spät ist. Ein Patentrezept zur Prävention gibt es nicht, da jeder Mensch seine Grenzen anders wahrnimmt. Allerdings könnten wir wieder mehr auf unseren Körper hören. Er ist das Sprachrohr unserer Seele und setzt sich für sie ein, wenn sie sich nicht mehr wehren kann.