Finanzielle Probleme

Finanzielle Probleme: Der Zusammenhang zwischen mentaler und finanzieller Gesundheit

Warum Geld uns doch glücklich macht

Wer jemals echte finanzielle Probleme hatte, kann über die Glorifizierung eines minimalistischen Lifestyles und abwertende Kommentare zu Geld und Wohlstand nur dir Stirn runzeln. Geld macht nicht automatisch glücklich, doch ohne finanzielle Sicherheit sind wir praktisch vogelfrei. „Nichts geht mehr“ heißt es für diese Menschen dann nicht nur im Casino, sondern jeden Tag und in jeder erdenklichen Situation. Wer nur einmal an der Supermarktkasse bangen musste, ob die Kartenzahlung noch akzeptiert wird oder nicht, wird nie mehr ein entspanntes oder gar nachlässiges Verhältnis zu seinen Finanzen pflegen. Ein Engpass kann jedoch schnell passieren. Jobverlust, Krankheit, Trennung oder unerwartete Ausgaben im größeren Rahmen sind alles Dinge, mit denen man rechnen muss. Geldnot drängt uns nicht nur ins soziale Abseits. Sie bringt auch eine ganze Reihe psychischer Probleme mit sich, die wir nicht unterschätzen sollten. Einige dieser Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit möchten wir dir hier vorstellen:

1. Finanzielle Probleme bedeuten Stress

Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch Stress bedeutet für Körper und Seele noch einmal etwas ganz anderes als im lockeren Sprachgebrauch des Alltags. Chronischer Stress fordert zuerst unsere physische Gesundheit. Er beschleunigt den Herzschlag und lässt unseren Blutdruck in ungeahnte Höhen steigen. Bleibt die Konzentration der Stresshormone im Körper dauerhaft auf einem ungesund hohen Niveau, kann dies zu Bluthochdruck führen, welcher wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall signifikant erhöht. Es geht uns zuerst also „nur“ körperlich schlecht, wenn uns die finanziellen Mittel ausgehen. Unsere Gedanken kreisen dann Tag und Nacht darum, welche Rechnungen wir wie und wann begleichen können. Der Druck von außen wächst, und bald schon regiert ein Zustand von völliger Überforderung und Hilflosigkeit unser Dasein. Einige Menschen versuchen, ihre monetäre Notlage mit einem zweiten oder gar dritten Job zu lösen. Unnötig zu erwähnen, dass dieses Leben auf der unfreiwilligen Überholspur Stress perfekt in die Hände spielt.

2. Schlaflose Nächte 

Stress raubt uns nicht nur die Lebensqualität, sondern vorwiegend auch den Schlaf. Das Kreisen unserer Gedanken rund um die nächste Miete oder andere Zahlungen, die keinen Aufschub mehr dulden, hält uns nächtelang wach. Finanzielle Probleme sind der Schlafkiller Nummer 1. Ohne Stabilität und Sicherheit können wir nicht zur Ruhe kommen und uns ausreichend entspannen. Gelingt es uns dann doch, verfolgen uns unsere Sorgen und Ängste bis in unsere Träume. Schlechter Schlaf zieht am nächsten Tag Konzentrationsschwierigkeiten nach sich und lädt uns förmlich ein dazu, uns ungesunde Kompensationsstrategien für den überbordenden Druck, der auf uns lastet, anzutrainieren. Auch hier entsteht ein Teufelskreis, auch hier verstärken sich die ohnehin schon belastenden Symptome unserer Geldsorgen erst recht. Chronischer Schlafmangel lässt uns außerdem gereizt und ungeduldig werden, was im Hinblick auf anstehende Probleme und die Suche nach einer Lösung nicht hilfreich sein wird. 

3. Angstzustände und Panikattacken 

Wer bei jedem Klingeln an der Tür und jedem wichtig aussehenden Brief in der Post Herzrasen und Schweißausbrüche bekommt, kann kein entspanntes und glückliches Leben mehr führen. Je nachdem, wie hoch unser Schuldenberg ist und wie zahlreich die Anzahl der Menschen, denen wir Geld schulden, kann ein finanzieller Engpass uns schier verrückt machen. Jede Situation, der wir ausgesetzt sind, bringen wir mit unserer prekären Lage in Verbindung. Irgendwann entsteht so ein regelrechter Verfolgungswahn, etwa, wenn Menschen uns ganz harmlose Fragen stellen oder witzige Kommentare vom Stapel lassen, die wir jedoch ausschließlich auf unser dunkles Geheimnis beziehen. Wir fühlen uns dann ertappt, selbst wenn wir völlig schuldlos an unserer gegenwärtigen Misere sind. Wie alle psychischen Probleme manifestieren sich auch Panikattacken und Angstzustände mit der Zeit körperlich und bilden mitunter schwerwiegende Symptome aus, ähnlich einem Herzinfarkt.

4. Depressionen 

Die Dauerbelastung, die finanzielle Probleme mit sich bringen, schlägt sich auf unsere Psyche. Wir fühlen uns irgendwann nur mehr ganzheitlich überfordert mit allem und ziehen uns von der Welt zurück. Wir verspüren keine Freude mehr, und jede Aussicht auf eine Besserung der Lage scheint in weite Ferne gerückt. Für eine drohende Depression schaffen Geldnöte den idealen Nährboden. Der Schlafmangel, der Rückzug vom Leben, Versagensängste und Schamgefühl sind die perfekte Kombination, um psychisch aus dem Gleichgewicht zu geraten. Je stärker die depressiven Phasen, desto unfähiger werden die Betroffenen zeitgleich, sich um ihre missliche Finanzlage kümmern zu können. Wenn sich diese Abwärtsspirale immer weiterdreht, drohen Job- und Wohnungsverlust. Mit diesem Endzeit-Szenario vor Augen rutscht unsere Seele endgültig in ein tiefes schwarzes Loch. 

5. Isolation und Scham 

Mit finanziellen Problemen hört die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben schnell auf. Wer jeden Cent dreimal umdrehen muss, dem bleibt nur mehr übrig, zu Hause zu bleiben und zu grübeln. Erschwerend hinzu kommt, dass es uns natürlich peinlich wäre, wenn unser engstes Umfeld von unserer prekären Lage wüsste. Es gäbe unzählige Möglichkeiten, Menschen vor dem endgültigen Abrutschen in die Schuldenfalle zu bewahren. Die kostenlose Schuldnerberatung ist nur eine davon, aber auch Banken lassen sehr viel öfter mit sich reden, als man meinen könnte. Wer es nicht über sich bringt, Freunde und Familie um Geld zu bitten, wird hingegen alles in seiner Macht Stehende tun, um das ganze Ausmaß seines Finanz-Dramas vor diesen zu verbergen. Außerdem kennen uns unsere Lieben irgendwann in- und auswendig. Wenn wir als passionierte Prosecco-Queens oder Rotweinliebhaber irgendwann nur mehr verstohlen ein bescheidenes Leitungswasser ordern, wissen sie, was Sache ist.

6. Längere Genesungszeiten 

Menschen, die an Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen leiden, bleiben länger krank, wenn sie sich zusätzlich auch noch mit finanziellen Problemen belastet sehen. Hier schlägt zu Buche, dass die psychische Gesundheitsvorsorge sehr teuer sein kann und viele Leistungen nicht von Kassen übernommen werden. Selbst wenn sie sich also professionelle Hilfe suchen, können sie sich diese nicht immer leisten. So entsteht ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist. 

7. Suizidgedanken als ultimativer Ausweg

Diesen finalen Schritt blenden wir gerne aus, wenn wir über Geldsorgen und deren Auswirkungen auf die Psyche der Betroffenen sprechen. Die Motive für Selbstmord mögen nicht immer eindeutig und für die Hinterbliebenen verständlich sein. Tatsache ist jedoch, dass finanzielle Probleme sehr oft mit im Spiel sind, wenn Menschen sich entschließen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Neben der Ausweglosigkeit verstärken das Schamgefühl und die Isolation, aber auch das Gefühl, versagt zu haben, diese Tendenz. 

Fazit: Sprechen wir endlich über Geld

Geld macht nicht glücklich, aber es verschafft uns Sicherheit. Ist das Geld weg, ist es auch mit der Sicherheit vorbei. Und genau hier beginnt der schnöde Mammon direkt auf unsere Psyche einzuwirken. Fehlen das Netz und der doppelte Boden, herrschen in unserem Kopf und in unserer Seele Ausnahmezustand. Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Eine Lösung gibt es immer, wenn man finanzielle Probleme hat und in Schieflage geraten ist. Das Problem ist nur, dass niemand gerne über Geld spricht, am wenigsten diejenigen unter uns, die keines haben.