Depressionen: Ursachen, die du nicht ignorieren solltest

Wer öffnet der Dunkelheit der Tür?

Unsere Psyche ist nach wie vor ein weites Land, das zwar bereits gut erforscht ist, aber immer noch ein paar weiße Flecken auf seiner Landkarte aufweist. Was lange Zeit ein Tabu-Thema war, hat sich inzwischen den zweifelhaften Ruf einer Volkskrankheit erarbeiten können: Depressionen. Sie gilt noch immer als schwer diagnostizierbar und somit auch schwer in den Griff zu bekommen. Dabei haben sowohl die Schulmedizin als auch die Pharmaindustrie in den letzten Jahren bahnbrechende Erfolge im Kampf gegen diese Schattenwirtschaft unserer Seele erzielen können. Wir wissen inzwischen viel über Depressionen, aber beileibe noch nicht alles. Viele Menschen sind darüber hinaus immer noch sehr verhalten, wenn es darum geht, über psychische Probleme zu sprechen. Allein schon zu erkennen, dass es uns nicht gut geht und wir uns Hilfe suchen sollten, wäre ein unbezahlbarer erster Schritt. Nicht jedes Stimmungstief ist gleich eine Depression, ebenso wenig wie nicht jede mentale Talsohle von selbst wieder verschwindet. Wie bei allen ernsthaften Erkrankungen – und genau das ist eine Depression – gilt es vorerst, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Vorbeugen ist immer einfacher und besser als zu heilen. Wir stellen dir hier daher 4 eher unbekannte und überraschende Ursachen vor, die das Entstehen einer depressiven Episode begünstigen können:

1. Magnesiummangel

So einfach kann die Antwort auf eine schwierige Frage manchmal tatsächlich sein. Ein Mangel an Magnesium, wie es in Nüssen, Obst, Trockenfrüchten und Gemüse, aber auch Getreide reichlich vorkommt, kann unsere Stimmung auf den absoluten Nullpunkt sinken lassen. Zahlreiche Studien an Patient*innen, die an Depressionen litten, konnten bei einem Großteil niedrige Magnesiumwerte feststellen. Der Effekt kann in Kombination mit Kalium übrigens verstärkt werden. Wer dabei sofort an eine Banane denkt, denkt richtig. Mineralwasser wäre eine weitere wundervolle Quelle, um unsere Magnesium-Zufuhr ohne Aufwand und recht kostengünstig zu erhöhen. Doch auch Nüsse sind wahre Booster, was diese Mikronährstoffe betrifft. In einem Experiment wurde einer Gruppe von depressiven Probanden über mehrere Wochen hindurch eine kleine Handvoll Walnüsse jeden Tag mit auf den Speiseplan gesetzt. Die Ergebnisse waren erstaunlich. Bereits 500 Milligramm Magnesium pro Tag konnten das Befinden der Patienten*innen nach 8 Wochen erheblich verbessern. Doch Vorsicht: Von Eigenmedikation ist auch im Fall von Mineralstoffen dringend abzuraten. Eine Überdosierung von Magnesium kann sehr unangenehme und sogar gesundheitsgefährdende Folgen haben. Es kann dann zu Durchfällen und anderen lästigen Magen-Darm-Beschwerden kommen. Bei starker Überdosierung können sogar sehr gefährliche Nebenwirkungen wie ein Abfall des Blutdruckes oder eine Schwächung des Muskeltonus die Folgen sein.

2. Veränderung

Nicht immer sind umwälzende Ereignisse im Leben etwas Gutes, auch wenn sie auf den ersten Blick so erscheinen mögen. Viele Menschen hadern mit Lebensveränderungen, selbst dann, wenn sie sie selbst herbeigeführt haben. Erstaunlicherweise sind es nicht nur Schicksalsschläge wie Krankheiten oder der Tod naher Angehöriger, die dunkle Wolken an unserem Horizont aufziehen lassen. Viele Menschen stürzen in depressive Phasen, wenn die Kinder das Haus verlassen, der wohlverdiente Ruhestand vor der Tür steht oder eine Beförderung geglückt ist. Auch der Umzug in eine neue und sogar schönere Wohnung muss nicht automatisch Glücksgefühle auslösen. Vergleichbar mit einer postnatalen Depression sind zum Beispiel Zustände nach dem Erreichen großer Ziele. So mancher Studienabschluss und so mancher lukrative Jobwechsel haben schon düstere Prognosen für die Seele nach sich gezogen. Es ist kaum zu glauben, doch die Fakten sprechen dafür. Schuld an dieser unerfreulichen Wechselwirkung ist vermutlich die Angst, zu versagen. Wir gehen mit großen Erwartungen an solche Meilensteine heran. Was, wenn wir diesem Druck nicht gerecht werden? Was, wenn wir nicht in der Lage sind, die gewünschten Ergebnisse zu liefern? Manchmal hat uns der Wunsch nach einem persönlichen Ziel so beflügelt, dass das Erreichen uns förmlich auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Der Adrenalin-Pegel sinkt ab, und wir werden mit dem neuen Ist-Zustand konfrontiert. Hier ist die Realität oft der Feind der Wunschvorstellung. Und manchmal wird sie unseren Träumen eben einfach nicht gerecht. Wie Oscar Wilde so richtig festhielt, gibt es zwei große Unglücksfälle im Leben: Zu bekommen, was wir uns wünschen, und es nicht zu bekommen. 

3. Zu viel Zeit allein

Wer nicht gerade zur Einsiedlerin oder zum Eremiten geboren wurde, braucht menschliche Kontakte. Es muss nicht immer das Volksfest sein, das an der Tagesordnung steht. Aber ein paar wohldosierte, zwischenmenschliche Interaktionen tun unserer Seele gut. Wir sind als Gemeinschaftswesen konzipiert. Der Mensch hätte seine Evolution als Einzelgänger wahrscheinlich gar nicht überleben können. Wir brauchen den Schutz der Gruppe, und die Gruppe braucht jedes einzelne Mitglied. Selbst das Gespräch mit Leuten, die nicht zu 100 Prozent auf unserer Wellenlänge surfen, ist besser als gar keine Kommunikation. Oft ist es hier tatsächlich der Vergleich mit den Lebens- und Leidensgeschichten der anderen, der uns wieder zufrieden und glücklich nach Hause gehen lässt. Selbst wer der Gesellschaft von anderen so gar nichts abgewinnen kann, profitiert von gelegentlichen Treffen mit Seinesgleichen. Manchen Menschen reicht schon ein freundliches Wort morgens beim Bäcker oder ein kurzer Plausch an der Supermarktkasse. Wieder andere brauchen den täglichen Austausch mit möglichst vielen Zeitgenoss*innen so dringend wie Sauerstoff. Ich-Zeit kann in homöopathischen Dosen genossen das beste Heilmittel gegen Depressionen sein. Eine Überdosis hingegen erweist sich als das reinste Gift für sie.

4. Magen-Darm-Beschwerden

Dass unser Bauch und unser Verdauungstrakt mehr draufhaben, als nur unsere Nahrung von A nach B zu transportieren, hat die Wissenschaft inzwischen schon erkannt. Sogar den Ehrentitel „zweites Gehirn“ hat unser Bauch inzwischen schon erhalten. Verdauungsstörungen sind somit einer der Faktoren, der sich negativ auf unser Stimmungsbild auswirken kann. Doch die Beobachtungen der Schulmedizin gehen hier noch sehr viel weiter. Ins Zentrum des Interesses gerückt ist in den letzten Jahren immer mehr das sogenannte Mikrobiom. Es ist der Überbegriff für sämtliche Darmbakterien, die in unserer Darmschleimhaut für Recht und Ordnung sorgen. In mehr als 30 Studien an jeweils über 1.000 Patient*innen konnte Erstaunliches festgestellt werden. Das Mikrobiom depressiver Personen verfügt über signifikant weniger entzündungshemmende Bakterien, die Butyrat produzieren. Butyrat ist ein Salz der Buttersäure. Es zählt zu den kurzkettigen Fettsäuren und wird bei der Gärung von Kohlehydraten erzeugt. Außerdem ist Buttersäure – der Name verrät es bereits – in Milchprodukten vorhanden. Aber auch Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Vollkornprodukte und Reis sind ideale Lieferanten für resistente Stärke. Diese bietet den Darmbakterien eine hervorragende Nahrungsquelle. Optimal bei Depressionen.

Fazit: Unser Geist und seine Dunkelheit

Depressionen sind ein schwieriger Gegner, sowohl für die Betroffenen als auch für die Ärztinnen und Ärzte, die gemeinsam mit ihren Patient*innen den Kampf gegen sie aufnehmen müssen. Grundsätzlich geht man davon aus, dass sie immer multifaktoriell bedingt sind. Eine Komponente allein ist selten der Auslöser dafür. Wenn Stress und Überforderung uns schlechte Ernährung aufzwingen und den Schlaf rauben, öffnen wir eine Tür. Kommen dann noch soziale Isolation und das Kappen gesellschaftlicher Kontakte hinzu, öffnen wir eine weitere. In diesem Zustand psychischer und emotionaler Schieflage sollte uns dann nicht auch noch eine Niederlage oder ein Schicksalsschlag ereilen. Das wäre wahrscheinlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Unsere Seele hält viel aus, wenn es sein muss. Kommt der Dauerbeschuss jedoch aus verschiedenen Richtungen zur selben Zeit, sind auch ihre Möglichkeiten begrenzt.