Dein Seelenverwandter ist nicht, wer du denkst

Wo die Liebe hinfällt, entscheiden nicht wir

Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Eben dort wird sie auch verwaltet und verteilt. Auf der Suche nach unserer/m Seelenverwandten muss uns eines daher absolut klar sein: Wir können ihn uns nicht so einfach aussuchen, wie aus einem kosmischen Partnervermittlungsportal. Unser bescheidener menschlicher Verstand würde die falschen Prioritäten setzen. Wir würden viel zu viel Augenmerk auf Wohlstand, gutes Aussehen und sozialen Status legen. Gegen diese Werte ist nichts einzuwenden, nur sollten sie bei der Wahl unserer Partner*innen eben nicht im Vordergrund stehen. Jedenfalls dann nicht, wenn es wirklich die oder der einzig Wahre sein soll, jener Lebensmensch, mit dem wir alt werden möchten. Das Schicksal mischt sich also nach Kräften ein, wenn wir auf der Suche nach Miss oder Mister Right einen Weg verfolgen, der uns nicht wirklich ans Ziel bringen wird. Die Menschen, die wir uns gerne aussuchen würden, können auch durchaus interessiert an uns sein. Schließlich fühlt sich jede und jeder geschmeichelt, wenn romantische Absichten geäußert werden. Fast niemand hat etwas gegen einen schnellen Flirt, eine oberflächliche Affäre oder gegen eine angenehm lauwarme Freundschaft-Plus einzuwenden. Selbst diejenigen unter unseren Mitmenschen, die bereits in festen Händen sind, sind solchen Annäherungsversuchen nur selten abgeneigt. Wenn wir unseren Willen also partout durchsetzen wollen, wird diese Übung aller Wahrscheinlichkeit nach auch gelingen. Wir sollten aber nicht überrascht sein, wenn sie sich als kräftezehrender Drahtseilakt entpuppt. Erzwungene Romanzen sind wie junge Pflanzen, die jemand mit einem Stein beschwert. Sie können sich beim besten Willen nicht frei entfalten, von einem Erblühen ganz abgesehen. Die Rechnung für unseren Ungehorsam bekommen wir gemäß einer anderen alten, aber nur allzu wahren Weisheit präsentiert: Wer nicht hören will, muss fühlen. Der Traum von der großen Liebe entpuppt sich nämlich recht schnell als mühsamer Gewaltakt, der außer anstrengend und enttäuschend kaum etwas anderes sein wird.

Wenn es kompliziert ist, ist es nicht das Richtige

Den rechten Weg geht man ohne Geheimnisse. Wenn eine Beziehung also – aus welchem Grund auch immer – verschwiegen werden muss, ist sie nicht das Wahre. Wenn die ganze Beziehungsarbeit immer an einer Hälfte hängenbleibt und die andere maximal geduldig darauf wartet, auf allen Ebenen bedient zu werden, hat man auch hier keine gemeinsame Zukunft zu erwarten. Wenn jedes Gespräch in einem Streit endet, Missverständnisse der Hauptbestandteil der gemeinsamen Kommunikation sind und kaum je ein Treffen reibungslos verläuft, hat man den Bogen des eigenen Schicksals überspannt. Solche schwierigen partnerschaftlichen Konstrukte sind keine Beziehungen, keine Seelenverwandtschaft und schon gar keine Liebe. Sie sind Arbeit, Ärger, Frustration und das ständige Laufen gegen eine unsichtbare Wand. Diese hätte man ruhig schon früher erkennen können. Etwa dann, wenn man der oder dem Angebeteten hinterherrennen muss wie ein geisteskrankes Groupie ihrem Idol. Die Liebe läuft nicht, indem man anderen hinterherlaufen muss. Es läuft einfach, oder es ist dazu bestimmt, ein Rohrkrepierer zu werden. Leider zeigt sich dieser Lauf der Dinge erst langsam und schmerzhaft. Wir setzen schließlich alles daran, das Projekt „Liebe“ mit vollem Einsatz zu einem Hit zu machen. Die Stolpersteine und Schwierigkeiten erscheinen uns zu Beginn des Kennenlernens als kleiner Preis dafür, endlich am Ziel unserer Suche angekommen zu sein. Viele von uns haben auch immer noch das Hollywood-Sujet im Kopf, dass man um die Liebe „kämpfen“ muss, sie für sich gewinnen und Berge und Täler bis zur völligen Erschöpfung überwinden muss, um sich ihrer würdig zu erweisen. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Wir müssen aufhören, dem Mythos der modernen Held*innensagen zu folgen, wo die Titelfigur über 20 Serien-Folgen Minimum durch die Hölle gehen muss für ihr Happy End. Aber was sollen wir stattdessen tun, damit es mit der Liebe endlich klappt? 

Hör auf zu suchen und lass dich finden

Oder: Abwarten und Tee trinken ist die Devise. Je stärker wir uns in den Gedanken verbeißen, endlich mit Gewalt ans Ziel zu kommen, desto länger wird uns der Weg dorthin erscheinen. Buddha sagte einst: Wenn du es eilig hast, dann gehe langsam. Genauso ist es mit der Suche nach der Liebe. Schalte einen Gang zurück, entspanne dich und versuche, nicht jeden Gedanken des Tages um dieses eine, alles beherrschende Thema kreisen zu lassen. Ein perfektes Gegenstück ist für jeden Menschen vorgesehen und bestimmt. Das Timing steht in den Sternen geschrieben. Wir werden sie oder ihn weder verpassen noch versehentlich in die Flucht schlagen, denn das wäre gegen den universellen Plan. Wir sollten die Zeit bis zum Donnerschlag lieber sinnvoll nützen, indem wir uns als Individuen weiterentwickeln und an unserer Persönlichkeit feilen. Es schadet des Weiteren auch nichts, einen soliden Beruf, eine abgeschlossene Ausbildung und eine stabile Existenz vorweisen zu können, wenn die Traumpartner*innen endlich vor der Tür stehen. Wir ernten bekanntlich, was wir säen. Wer sich also mit todlangweiliger Durchschnittlichkeit zufrieden gibt, wird keinen Deut mehr bekommen als das. Wer sich hingegen zur besten Version seiner selbst entwickeln möchte, kann sich über eine/n Lebenspartner*in freuen, die/der gleichsam einsame Spitze ist. Die Energien, Ressourcen und Möglichkeiten, die dann gebündelt werden können, sind wahrscheinlich problemlos dazu in der Lage, die Welt sprichwörtlich aus den Angeln zu heben. Wer die Zeit bis zur Wunscherfüllung oder Erhörung seiner Gebete sinnvoll nutzen möchte, überlegt sich, welchen Lebensmenschen er irgendwann Tag für Tag an seiner Seite haben möchte. Erst wenn wir selbst dann auf dieser Straße des Erfolgs unterwegs sind, stimmt die eingeschlagene Richtung. 

Warum bekommen wir nicht einfach das, was wir wollen?

Ganz einfach: Weil das Universum erkannt hat, dass wir mit etwas Anderem besser bedient sind. Wir bekommen eher das, was wir brauchen, als das, was unser Herz und unser Verstand begehren. Wir sehen neue Bekanntschaften nie mit objektivem Blick. Zu Beginn des Kennenlernens ist immer alles rosa und heiter bis sonnig. Die ersten Warnzeichen übersehen wir bewusst, die deutlicheren versuchen wir dann zu entschuldigen, zu erklären oder zu verdrängen. Ein Mensch ist immer die Summe seines ganzen bisherigen Lebens. Jeder von uns hat im Laufe der Jahre reichlich Gepäck angesammelt, das es in eine neue Beziehung mitzubringen gilt. Wir alle haben Dramen zu bewältigen, Krisen zu meistern und so manche Verluste und Rückschläge zu beklagen. Rein äußerlich sieht man einem charmanten Mann nicht an, dass er eigentlich ein gebrochener Charakter ist, der nur auf der Suche nach Trost, Unterschlupf und einer kostenlosen Therapie ist. Die unglaublich attraktive Frau, die unseren Weg kürzlich gekreuzt hat und uns nicht mehr aus dem Kopf geht, kann schwere Defizite in Sachen Selbstwertgefühl mit sich herumschleppen, einen riesigen Schuldenberg oder eine Familie im Hintergrund haben, die eine gemeinsame Zukunft zu einem Spießrutenlauf in Richtung Hölle werden lässt. Traue deinem Auge und deinem Urteilsvermögen nicht allzu viel zu, wenn du einsam bist und auf die Liebe hoffst. Unser menschlicher Verstand ist klein und nichtig im Vergleich zu jenem Wissen, über welches die uns gutgesinnten höheren Mächte verfügen. Warte lieber ab, bis sie dir den perfekten Menschen schicken. Du wirst viel Geduld und ein Übermaß an Vertrauen investieren müssen. Dein Lohn dafür wird die Liebe sein.