Resilienz-Training für jeden Tag
Nie war unser Leben fordernder als heutzutage. Wir sind mit einer Informationsflut befasst, die im Sekundenbruchteil verarbeitet werden will. Wir lernen mehr Menschen in der digitalen Welt in einer Stunde kennen, als wir es in der analogen während unseres gesamten Lebens schaffen würden. Wir sind in einem Bewusstsein groß geworden, dass alles möglich und machbar ist. Diesem hohen Ideal streben wir nun Tag für Tag hinterher. Von Frauen erwartet die moderne Gesellschaft, dass sie Familie, Beruf und gutes Aussehen spielend leicht und mit einem Lächeln im Gesicht bravourös meistern. Männer müssen stark sein, aber auch sensibel, erfolgreich, Familienmensch und am besten unverwundbar. Da kann den Besten die mentale Stärke schon mal zwischenzeitlich abhandenkommen. Das Stichwort „Resilienz“ hat in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen. Es bezeichnet den Zustand mentaler Stabilität, Ausgeglichenheit und innerer Stärke. Dieser ist sogar anhand von verschiedenen Tests messbar. Hauptsächlich jedoch können wir es fühlen, wenn wir an unsere Grenzen stoßen. Wir zeigen dir hier acht einfache, aber effektive Möglichkeiten, wie du jeden Tag etwas für deine mentale Stärke tun kannst:
1. Beginne mit den leichtesten Aufgaben
Deine To-do-Liste ist brechend voll, und eigentlich hinkst du schon unmittelbar nach dem Klingeln deines Weckers hinterher? Kein Grund zur Panik! Einmal tief durchatmen und immer daran denken, was Buddha uns für genau diese Situationen des Lebens mit auf den Weg gab: „Wenn du es eilig hast, dann gehe langsam.“ Trink lieber noch eine Tasse Kaffee und schaue dabei entspannt aus dem Fenster. Anschließend suchst du dir die einfachste Aufgabe von allen aus, die heute auf deinem Programm steht. Du beginnst mit ihr und arbeitest dich dann Schritt für Schritt durch deine Liste. Wenn du nicht alles schaffst, ist das auch kein Beinbruch. Der Trick bei dieser Übung besteht darin, mit einem Erfolgserlebnis zu beginnen. Es verschafft dir ein gutes Gefühl und gibt dir die Sicherheit, dass du alles schaffen kannst.
2. Grenzen zu erkennen und aufgeben ist nicht dasselbe
Kluge Menschen wissen, wann Jobs und Beziehungen nicht mehr zu retten sind. Sie ziehen lieber die Konsequenzen, als mit Gewalt auf einem toten Pferd weiterreiten zu wollen. Natürlich schwingt dabei immer der Verdacht mit, den leichteren Weg der Kapitulation gewählt zu haben. Schließlich ist das Kämpfen immer anstrengender als das Desertieren. Doch keine Sorge, du machst alles richtig, wenn du deine kostbaren Ressourcen nicht sinnlos vergeudest. Leere Kilometer und verschwendete Lebenszeit sind zwei der größten Fehler, die wir machen können.
3. Akzeptiere, dass du nicht alles kontrollieren kannst
Das berühmte „Gelassenheitsgebet“, das zum Mantra vieler Hilfesuchender weltweit avancierte, bringt die Dinge perfekt auf den Punkt: Wenn wir einmal erkennen können, was wir ändern können und was nicht, ist das schon die halbe Miete im Kampf um unseren Seelenfrieden. Einiges davon ist allgemein bekannt, vieles müssen wir auf die harte Tour erst lernen. Andere Menschen zu ändern beispielsweise wird immer ein Ding der Unmöglichkeit sein. Aber wir können unsere Sichtweise und unsere Erwartungshaltung an sie korrigieren. Auch Lebensumstände und Ziele sind nicht in Stein gemeißelt. Eine Kurskorrektur ist jederzeit möglich, dieses Steuer hast tatsächlich du selbst in der Hand.
4. Übe dich in Bescheidenheit
Sie ist nicht umsonst eine der großartigsten menschlichen Tugenden, auch wenn sie uns meist am schwersten fällt. Mentale Stärke setzt voraus, dass wir im Frieden mit uns leben können. Wir müssen akzeptieren, dass wir niemals perfekt sein werden und Schwächen haben, aber eben auch Stärken. Aus tiefster Überzeugung zugeben zu können, wenn man etwas wirklich verbockt hat, ist nicht angenehm, aber extrem befreiend. Wir sagen „ja“ zu unserer Unvollkommenheit und können dann beruhigt weitermachen.
5. Du bist, wie du bist
Wenn es etwas gibt, das du um deines Seelenfriedens willen unbedingt sofort einstellen solltest, ist es das Vergleichen mit anderen Menschen. Denke immer daran: Niemand ist wirklich so, wie sie oder er sich uns präsentiert. Stell dir im Umgang mit Mitmenschen, die du bewunderst und denen du gerne nacheifern möchtest, immer einen Eisberg vor. Was du siehst, ist maximal ein Drittel des Gesamtbildes. Jeder, wirklich jeder Mensch hat einen Kampf auszutragen, von dem wir keine Ahnung haben. Wir sind alle Teil eines großen Ganzen, oder: ein Abbild von Gott oder einer anderen höheren Macht. Denkst du nicht, dass du schon ganz in Ordnung bist, so, wie die himmlischen Designer dich auf diese Erde geschickt haben?
6. Stelle dich deinen Ängsten
Jede und jeder von uns hat mit Dämonen zu kämpfen. Sie sind vielleicht keine dreidimensionalen Gruselgestalten so wie im Kino, aber sie halten uns nachts wach und können uns tagsüber förmlich in den Wahnsinn treiben. Ängste sind wertvolle Begleiter, wenn wir sie anerkennen. Sie zeigen uns unsere Grenzen auf und warnen uns vor unüberlegten Handlungen. Je besser es dir gelingt, dich mit ihnen ganz bewusst auseinanderzusetzen, desto hilfreicher erscheinen sie dir in Zukunft.
7. Stärke deinen Geist mit täglichen Übungen
Ja, auch unsere mentale Stärke kann täglich trainiert werden. Es ist sogar inzwischen erwiesen, dass tägliche Meditationsübungen und ein paar Minuten in völliger Stille einen enormen Beitrag zu seelischer Ausgeglichenheit leisten. Wer das Nützliche gerne mit noch mehr Nützlichem verbindet, integriert körperliche Bewegung an der frischen Luft mit einem täglichen Ausgleichstraining für Geist und Seele. Wer eine schnelle Lösung braucht, dem helfen kurze, geführte Meditationen oder ein Bodyscan, der immer und überall durchgeführt werden kann.
8. Konstruktive Kritik: Ja, bitte!
Manchmal kann mentale Stärkung auch von außen kommen. Dies ist immer dann der Fall, wenn wir konstruktive Kritik als eben solche erkennen und wertschätzen können. Wir lernen nur aus unseren Fehlern, wie wir es besser machen können. Diese laufende Steigerung unserer Fähigkeiten stärkt unser Selbstwertgefühl und gibt uns Sicherheit. Wenn wir mental in eine Ausnahmesituation geraten sollten, können wir uns an eben diesen Dingen orientieren und daran festhalten.
Mentale Stärke: In der Ruhe liegt die Kraft
Der Begriff „Resilienz“ hat in den letzten Jahren nicht allein den Weg in unseren täglichen Sprachgebrauch gefunden. Nahezu zeitgleich erreichte uns auch das Stichwort „Achtsamkeit“. Diese beiden gehen am besten Hand in Hand durchs Leben und ergänzen einander perfekt. Wer es schafft, jeden Moment seines Tuns ganz konzentriert im Hier und Jetzt zu sein, der wird sich in Sachen Achtsamkeit einen enormen Vorsprung erarbeiten können. Gleichzeitig stärkt uns diese Strategie mit jedem Mal und wappnet uns für Hektik und Stress, wo sie nicht vermieden werden können. Ein konkretes Resilienz-Training kann aber auch unter professioneller Hilfe erlernt werden. Der Vorteil davon: Die Werkzeuge, die man dort mitbekommt, rüsten für das gesamte weitere Leben. Viele Unternehmen tragen diesem Umstand nun auch schon Rechnung, indem sie die Burnout-Prophylaxe in die innerbetriebliche Gesundheitsvorsorge integrieren. Sogar die Wirtschaft hat also schon erkannt, dass das Vorbeugen hier deutlich dem Heilen vorzuziehen ist. Am besten jedoch greift man wieder zur Hilfe durch Selbsthilfe. Diese ist kostenlos und unabhängig, und wir selbst sind es schließlich auch, die die eigenen Bedürfnisse am besten kennen. Für die mentale Gesundheit gilt dasselbe wie für die körperliche: Wir haben nur diese eine!