10 Dinge, für die du aufhören solltest, dich zu entschuldigen

Dass es dir leid tut, muss nicht sein

Aus der Mode kommt eine aufrichtige Entschuldigung sicher niemals, allerdings kann man sie auch allzu inflationär verwenden. Damit entwertet man nicht nur den besten Vorsatz, sondern bringt sich auch selbst zunehmend in die Bredouille. Wer sich permanent entschuldigt und gefühlt jeden zweiten Satz mit „Es tut mir leid, aber…“ oder der neudeutschen Variante „Sorry, aber…“ beginnt, weckt in seinem Umfeld früher oder später den Verdacht, tatsächlich ständig Dinge zu vermasseln und nichts auf die Reihe zu bekommen. So angebracht und wichtig eine ehrlich gemeinte Entschuldigung im Anlassfall auch ist, so schädlich ist das allzu häufige Einstreuen dieses kleinen Wörtchens mit der großen Bedeutung. Außerdem gibt es eine ganze Menge, für die wir uns weder zu schämen noch zu erklären haben. Eine Entschuldigung ist dann schon gar nicht angebracht und wäre reine Zeitverschwendung. Für die folgenden 10 Tatsachen kannst du dir das Bitten um Verzeihung in Zukunft auf jeden Fall schenken: 

1. Dafür, deine Bedürfnisse mit Priorität zu behandeln

Ist es noch Eigenliebe oder schon purer Egoismus? Geht es nach der Sichtweise unserer Mitmenschen, wird es wohl meistens eher letzteres sein. Doch nun kommt die gute Nachricht: Es besteht absolut kein Grund für ein schlechtes Gewissen, wenn man die eigenen Wünsche an die erste Stelle setzt. Wenn wir uns nicht selbst darum kümmern, macht es schließlich keiner. Ein gesundes Maß an Selbstliebe hat noch niemandem geschadet, im Gegenteil. Eine Entschuldigung dafür erwarten sich höchsten jene Menschen, die deswegen einmal warten müssen und sich sofort als zu kurz gekommen wähnen. 

2. Tränen

Das Zeigen von Gefühlen ist mittlerweile schon so etwas wie ein gesellschaftliches Stigma geworden. Besonders das öffentliche Weinen beschämt uns sehr, und wir würden am liebsten im Erdboden versinken, wenn uns die Tränen kommen. Sogar Freudentränen sind immer noch eine Erwähnung wert und müssen ausgiebig diskutiert werden. Dafür entschuldigen, dass man ein mitfühlendes und beherztes soziales Wesen ist, dem kein Stein in die Brust gepflanzt wurde, muss man sich definitiv nicht. Wenn du nächstes Mal spürst, wie dich Trauer, Wut oder andere tiefe Gefühle zu Tränen rühren, kümmere dich nicht darum, was andere denken. Deine Menschlichkeit ist es, die dich liebenswert macht.

3. Dein Aussehen

Ungefragte Kommentare zu deinem Äußeren darfst du ruhig mit Noblesse oder einem giftigen verbalen Gegenschlag beantworten. Niemand hat das Recht, über dein Erscheinungsbild zu urteilen. Es wird immer Menschen geben, denen du nicht in ihr visuelles Konzept passt. Dafür muss man gar keinen besonders individuellen oder sehr ausdrucksvollen Stil leben. Es reicht schon, nicht in das gerade angesagte „Schema F“ zu passen. Zu dünn, zu dick, zu dezent, zu auffallend: Wen kümmert das im Endeffekt? Leider sehr viele Zeitgenoss*innen, die partout nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg halten können. Entschuldige dich niemals dafür, du bist ganz in Ordnung so, wie du bist!

4. Einen Ratschlag nicht zu beherzigen

Tipps und gut gemeinte Ratschläge sind manchmal hilfreich, manchmal höchst unwillkommen und oft auch einfach nur falsch. Im Endeffekt muss jede und jeder von uns seinem eigenen Stern folgen und auf sein Bauchgefühl hören. Wenn du also einen Ratschlag nicht beherzigt hast, und war er auch noch so wertvoll: Macht nix! Auf jeden Fall besteht absolut kein Grund, um Verzeihung zu bitten, weil man lieber doch seiner Intuition vertraut als anderen Menschen. Das spricht höchstens für gesunden Menschenverstand.

5. Für deine Meinung

Jeder Mensch hat ein Recht auf deine Meinung, oder? Egal, wie vorsichtig dosiert oder breit gestreut du sie kundtun möchtest: Du musst dich auf keinen Fall dafür entschuldigen. Manche Leute können es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand sich einfach frei von der Leber weg zu bestimmten Themen äußert. Besonders solche Personen, die sich dir hierarchisch oder sonst irgendwie überlegen fühlen, werden dich dafür mit bösen Blicken abmahnen. Selbst wenn es Konsequenzen für dich haben sollte: Was du denkst und welche Überzeugungen du pflegst, ist kein Grund für Abbitte oder gar Reue.

6. Für das Ändern deiner Meinung

Ja, wir haben auch das Recht, eine einmal gefasste und vielleicht sogar geäußerte Meinung zu ändern. Das Leben ist ein Fluss, alles wandelt sich ständig, und wir tun gut daran, uns anzupassen. Vielleicht sind dir erst jetzt alle Fakten bekannt, möglicherweise haben sich die Rahmenbedingungen oder Umstände geändert. Selbst wenn es einzig und allein nur zu deinem persönlichen Vorteil ist, darfst du deine Meinung ändern. Ein Sorry dafür wäre glatte Vergeudung von Ressourcen. Aber natürlich kannst du auch in diesem Punkt deine Meinung jederzeit noch ändern.

7. Deine Gefühle

Was wir fühlen ist wahrscheinlich die privateste Privatangelegenheit, die man als Mensch haben kann. Daher erklärt es sich eigentlich von selbst, dass wir uns für Gefühle niemals, niemals entschuldigen müssen. Wir können aus unserer Haut ohnehin nicht heraus, also würden wir in ähnlichen Situationen bestimmt wieder gleich reagieren. Wut, Trauer, Scham oder Freude sind uns in die Wiege gelegt worden. Solange wir Menschen noch fühlen können, sind wir am Leben. Daran gibt es absolut nichts auszusetzen und erst recht nichts zu entschuldigen.

8. Dafür, mal nicht erreichbar zu sein

Wer sich kostbare Momente der Stille mühsam erkämpfen muss, indem er sein Smartphone stumm schaltet und für wenige Augenblicke seinen Social Media-Status sich selbst überlässt, hat wohl allen Grund dazu. Die Abstinenz von anderen Menschen ist manchmal dringend notwendig, um wieder neue Energie tanken zu können. Ständige Erreichbarkeit ist mehr Fluch als Segen. Ihr zu entkommen ist daher unser gutes Recht.

9. Deinen persönlichen Kleidungsstil

Kleidung ist in manchen Situationen sicher wichtig und essenziell. Sie bringt nicht nur unseren persönlichen Stil zum Ausdruck, sondern zeugt auch von Respekt unseren Mitmenschen gegenüber. Im Alltag jedoch verhält es sich mit deinem Look genau so wie mit dem Rest von dir: Darüber urteilen darf wirklich niemand. Entschuldige dich daher niemals für den morgendlichen Griff in den Kleiderschrank. Falls es beim Anziehen wirklich einmal stockdunkel war, mache einfach einen neuen Trend daraus.

10. Dafür, du selbst zu sein

Egal, mit welchen scheinbaren Unvollkommenheiten du dich in deinem Inneren täglich abmühen musst: Niemand ist perfekt. Wir sind alle Produkte unserer Gene, unserer Erziehung und des Umfelds, in welchem wir großgeworden sind. Was wir trotz aller Bemühungen nicht mitbekommen haben, brauchen wir vermutlich auch nicht. Jeder Mensch ist absolut perfekt, so imperfekt er auch sein mag. Es bringt nichts, selbst darüber mit sich im Clinch zu liegen, und noch viel weniger sollten wir uns dafür entschuldigen. 

Lass „sorry“ nicht zu deinem Mantra werden

Eine ehrliche Entschuldigung kostet Überwindung und ist daher allein schon aus diesem Grund niemals eine einfache Sache. Wir sollten deshalb sparsam mit dieser wertvollen Wortspende umgehen. Dafür, einfach nur wir selbst zu sein, ist absolut keine Entschuldigung nötig. Ruf dir notfalls die provokante Metapher mit dem ersten Stein in Erinnerung, die ein gewisser Jesus von Nazareth einst allzu selbstgerechten Menschen vor die Füße warf. Kritisieren darf dich demnach nur, wer selbst ganz ohne Fehl und Tadel ist. Auf den Wurf dieses ersten Steins wartet man verlässlichen Quellen zufolge übrigens immer noch vergeblich.