6 Anzeichen von Schizophrenie

Ein immer noch unverstandenes Krankheitsbild

Im täglichen Sprachgebrauch werden viele psychische Erkrankungen einfach nach dem Mix & Match-Prinzip durcheinander gewürfelt. Die Schizophrenie wird dabei so gut wie immer mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung oder umgangssprachlich „Persönlichkeitsspaltung“ verwechselt. Schizophrene tragen allerdings nur eine einzige Persönlichkeit in sich. Nur, was diese hört, sieht, versteht und erlebt deckt sich nicht immer mit der Realität. Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind die stärksten Symptome eines akuten Schubs. Betroffen von dieser Erkrankung sind insgesamt circa 1 Prozent der Bevölkerung, wobei sich die Krankheit auf Frauen und Männer gleichermaßen verteilt. Sie tritt bei Männern zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr erstmalig auf, bei Frauen in der Regel etwas später im Leben. Das Krankheitsbild der Schizophrenie ist angeboren. Ein einzelnes Gen oder eine singuläre Ursache dafür gibt es jedoch nicht. Diese sind multifaktoriell. Eine wichtige Rolle spielen dabei Umwelteinflüsse sowie eine entsprechende Vorbelastung innerhalb der Familie. Ist diese bekannt, so können die Betroffenen rechtzeitig ihre Aufmerksamkeit darauf richten, ob sie einen Ausbruch dieser Erkrankung zu befürchten haben. Die sechs deutlichsten bekannten Anzeichen dafür, dass Schizophrenie die Ursache für auffälliges Verhalten sein könnte, stellen wir dir hier kurz vor:

1. Wahnvorstellungen

Sie sind eine der deutlichsten Ausformungen einer Schizophrenie. Die Betroffenen sind von ihren Überzeugungen auch dann noch nicht abzubringen, wenn man ihnen schlüssige und stichhaltige Beweise vorlegen kann, dass das Gegenteil der Fall ist. Sie sind beispielsweise überzeugt davon, todkrank zu sein, selbst wenn die Untersuchungsergebnisse von mehreren Ärzten dies widerlegen. Sie unterliegen auch häufig einem klassischen Verfolgungswahn, denken, dass die Welt bald untergehen wird oder dass die Bäume und Steine zu ihnen sprechen. All diese Überzeugungen kommen aus ihrem tiefsten Inneren und sind weder mit Logik, noch mit Argumenten oder Beweisen zu widerlegen. Das besonders Tragische daran: Nahezu alle Lebensumstände können Gegenstand einer solchen Wahnvorstellung werden. Der Betroffenen fühlen sich entweder ständig verfolgt (Verfolgungswahn) oder anderweitig bedroht. Sie sind überzeugt davon krank zu sein (hypochondrischer Wahn) oder fühlen sich zu Höherem berufen (Größenwahn). Nicht immer sind diese Wahnepisoden von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Allerdings kündigen sie sich bei den meisten Patient*innen in Form der sogenannten „Wahnstimmung“ an. Die Erkrankten sind dann überzeugt davon, dass ihnen demnächst Schlimmes widerfahren wird. Ihr Gemütszustand ist geprägt von Erregung und Ruhelosigkeit.

2. Halluzinationen

Sie treten meist als akustische und visuelle Phänomene auf. Die Betroffenen sehen Menschen oder hören Stimmen, die außer ihnen niemand wahrnehmen kann. Solche Zustände kennen wir auch innerhalb von religiösen Erscheinungen oder Trance-Zuständen wie sie etwa Derwisch-Tänzer erleben. Eine einfache Halluzination macht noch lange keine Schizophrenie. Allerdings sind immer wiederkehrende Sichtungen bedenklich, die außer den betroffenen Personen niemand wahrnimmt. Das Krankheitsbild der Schizophrenie quält seine Patient*innen dabei überdurchschnittlich oft mit akustischen Halluzinationen. Die sogenannten Berührungs-Halluzinationen und optischen Halluzinationen hingegen sind eher selten. Akustische Halluzinationen nehmen die Patient*innen meist in Form von Stimmen wahr, die außer ihnen niemand hört. Hier unterscheidet die Fachwelt zum einen das „Gedankenlautwerden“. Hierbei hören die Betroffenen ihre eigenen Gedanken wie gesprochene Worte. Weiters gibt es „dialogische Stimmen“, bei welchen die Patient*innen meinen, Unterhaltungen über ihre Person mit anzuhören. „Kommentierende Stimmen“ sprechen aus einem bestimmten Körperteil und beschreiben sämtliche ihrer Handlungen. Besonders schwierig gestaltet sich der Umgang mit den „imperativen oder auffordernden Stimmen“, da diese den Betroffenen häufig Befehle erteilen, denen diese dann Folge leisten.

3. Veränderte Mimik und Ausdrucksfähigkeit

Ein weiteres, deutliches Zeichen von Schizophrenie ist ein Mangel an emotionalem Ausdruck. Wenn wir sprechen passt das Gesagte im Regelfall zu den Gefühlen, die dabei zum Ausdruck kommen oder zumindest mitschwingen sollen. Wenn Menschen hingegen völlig monoton sprechen und eher wie eine Maschine als ein fühlendes Wesen klingen, ist häufig eine Schizophrenie die Ursache dafür. Fälschlicherweise wird den Betroffenen häufig Gefühlskälte und ein Mangel an Empathie unterstellt. Auffallend oft fehlen ihnen aber schlichtweg nur die Worte. Das Defizit in Sachen Mimik trifft Schizophrene aber auch umgekehrt: Es fällt ihnen ungleich schwerer, die Gefühlslage ihrer Gesprächspartner*innen richtig einzuordnen. Sie können nicht unterscheiden, ob ihr Gegenüber gerade fröhlich, traurig oder wütend ist. Besonders schwierig wird die Lage, wenn diese Symptomatik sich verstärkt. Viele Betroffene fühlen sich dann innerlich leer. Nicht nur ihr Gesichtsausdruck wird starr, sondern auch jeglicher Blickkontakt wird vermieden. Die Folge davon ist sozialer Rückzug. Insgesamt zeigen die Betroffenen in diesen Phasen wenig Interesse, sie wirken freudlos und sind unfähig, Nähe zuzulassen. Depressive Episoden können dann als Begleiterscheinung auftreten. Umgekehrt erleben auch Schizophrene fast manische Phasen, in denen sich Übermut, Distanzlosigkeit zu anderen Personen und eine völlige Enthemmtheit zeigen. Häufig können schizophrene Patient*innen aber auch ihren Gefühlsausdruck mit der gegebenen Situation nicht in Einklang bringen oder im korrekten Kontext sehen. Sie zeigen sich dann beispielsweise amüsiert und belustigt bei schrecklichen oder traurigen Ereignissen. 

4. Motorische Auffälligkeiten

Schizophrene können häufig ihre Motorik nicht ausreichend kontrollieren. Sie zeigen plötzlich eine unerklärliche Haltung der Arme, Hände oder Beine oder verfallen in einen Tremor, wie man ihn von Parkinson- oder Chorea Huntington-Patient*innen kennt. Sie wirken extrem rast- und ruhelos, strotzen nur so vor Energie und können kaum stillsitzen. Diese Phasen wechseln sich wiederum ab mit völliger Reglosigkeit und Apathie bei vollem Bewusstsein. Das völlige Fehlen von Reaktionen kann Hand in Hand mit sprunghafter Aggressivität und spontanen Übersprunghandlungen gehen. Einige neuere Studien weisen sogar darauf hin, dass sich erste Anzeichen einer Schizophrenie an den Augen erkennen lassen könnte. Das typische, „gesunde“ Bewegungsmuster unseres Blickes verändert sich dabei nämlich deutlich. Zudem scheint die Netzhaut der Betroffenen dünner zu sein als bei gesunden Menschen, wie eine Studie der Universitätsklinik in Ulm eindrucksvoll zeigen konnte.

5. Gedächtnisprobleme

Sowohl das Langzeit- als auch das Kurzzeitgedächtnis wird bei Schizophrenen häufig in Mitleidenschaft gezogen. Sie haben im Rahmen eines Schubes Probleme, sich auf einfachste Dinge im Hier und Jetzt zu fokussieren und können kaum einen klaren Gedanken fassen. Sie verlieren schnell den roten Faden einer Unterhaltung und wirken desorientiert und antriebslos.

6. Unzusammenhängende Sätze und ausschweifende Monologe

Die Sprache leidet enorm unter dem Ausbruch einer schizophrenen Episode. Wortfindungsstörungen gehen dabei Hand in Hand mit filmreifen, ausufernden Monologen, die schier kein Ende nehmen wollen. Häufig ergibt das Gesagte überhaupt keinen Sinn. Manche Sätze bleiben einfach unvollständig.

Schizophrenie: Hilfe zur Selbsthilfe

Schizophrenie ist nicht heilbar. Wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt, sollte eher früher als später ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Das regelmäßige Einnehmen der Medikamente und das Einhalten des Behandlungsplans sind dabei oberstes Gebot. Die Betroffenen können jedoch selbst so einiges dafür tun, damit diese Erkrankung nicht die Kontrolle über ihr Leben bestimmt. Der beste Schutz gegen häufig wiederkehrende Schübe ist ein aktiver Lebensstil, in welchem Bewegung und Sport ebenso eine Rolle spielen wie das Pflegen von sozialen Kontakten, Hobbies und Interessen. Immer eine gute Idee sind Entspannungsübungen, Meditation und Yoga, aber auch ein klar strukturierter Alltag, und die Integration in eine soziale Gruppe sind förderlich. Wer sich allzu sehr zurückzieht vom Leben, überlässt diese Bühne seiner Krankheit. Wer hingegen das soziale Gefüge in der Gruppe sucht, wird die Schizophrenie zwar nicht besiegen können, sie aber auch nicht gewinnen lassen.