Die Wahrheit steckt im Detail
Das Erwachsenwerden ist kein linearer Prozess, der mit dem Erreichen der Volljährigkeit, der Gründung einer Familie oder mit dem Übertritt in den Ruhestand abgeschlossen ist. Die viel zitierte Altersweisheit lässt im Leben manchmal ganz schön lange auf sich warten. Doch die gute Nachricht lautet: Wir sind schon ganz in Ordnung so, wie wir sind. Die meisten von uns geben täglich ihr Bestes und möchten sich von ihrer guten Seite präsentieren. Bei einigen Menschen scheint das mit Leichtigkeit zu gelingen, wieder andere bringen uns mit ihrem Chaos und ihrer liebenswerten Desorientierung recht häufig zum Schmunzeln. Wir selbst sehen uns meist sehr viel kritischer, als das eigentlich notwendig wäre. Unserem Umfeld fällt schließlich nicht alles so dramatisch ins Auge, wie wir befürchten, wenn uns mal ein Lapsus passiert. Das tägliche Streben nach einer lupenreinen Performance auf dem gesellschaftlichen Parkett bringt natürlich viele Vorteile mit sich. Nur wer ständig bestrebt ist, besser zu werden, wird bekanntlich irgendwann einmal gut sein. Wenn dir der Eindruck wichtig ist, den du bei deinen Zeitgenoss*innen hinterlässt, achte vor allem auf die folgenden vier Punkte. Es sind nur Nebensächlichkeiten, die aber – bewusst oder unbewusst – sehr viel über deine Persönlichkeit verraten:
1. Die Art, wie du dich kleidest
Kleider machen Leute! Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck! Diese und andere Redensarten betonen schon ein wenig die Wichtigkeit unserer äußeren Präsentation. Doch Kleidung ist auch ein Ausdruck von Respekt. Diesen zollen wir unseren Mitmenschen, indem wir angemessen gekleidet am Arbeitsplatz, zu Terminen oder auch nur zu privaten Treffen erscheinen. Denn: Wer sich äußerlich gehen lässt, hat auch den Respekt vor sich selbst schon ein wenig eingebüßt. Eines der Frühwarnzeichen einer depressiven Episode ist nicht umsonst die Vernachlässigung der Körperpflege und der Verzicht auf einen Kleiderwechsel. Unser Styling trägt aber auch zu unserem emotionalen Wohlbefinden bei. Wer gut aussieht, fühlt sich gut und trägt dieses Stimmungshoch automatisch nach außen. Doch nun zur Wirkung auf Außenstehende: Fremde fällen ihr Urteil über uns innerhalb weniger Sekunden. Aus dieser Schublade kommen wir so schnell nicht mehr heraus, selbst wenn uns diese Leute näher kennen und schätzen lernen. Ein gut gekleideter Mensch ist die beste Visitenkarte, die er für sich selbst in Sachen Eigenwerbung nach außen hin verteilen kann. Das bedeutet nicht, dass man die ohnehin schon milliardenschwere Bekleidungsindustrie durch großzügige Spenden fördern muss, die das eigene Budget vielleicht gar nicht hergibt. Aber ein Auge für Qualität und Langlebigkeit zahlt sich bei jedem Kleiderkauf definitiv aus. Doch damit ist es nicht getan. Selbst das teuerste und geschmackvollste Outfit verliert in Sekundenschnelle seinen Zauber, wenn es ungepflegt oder vielleicht sogar kaputt ist. Solche Details bleiben deinen Mitmenschen ebenfalls nicht verborgen und stellen dir kein gutes Zeugnis aus. Ein Geheimtipp von Styling-Expert*innen lautet nicht umsonst: Bevor man das Haus verlässt, unbedingt einen 360 Grad Rundumblick in einen Spiegel werfen. Nur weil wir die Vorderseite unseres Erscheinungsbildes bestens im Griff haben, bedeutet dies nicht, dass die Rückenansicht nicht manchmal eine merkwürdige Eigendynamik an den Tag zu legen imstande ist.
2. Deine persönliche Entwicklung
Das Leben ist erst dann vorbei, wenn wir tot und begraben am Friedhof liegen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es eine ständige Möglichkeit, uns laufend zu verbessern, zu wachsen und eine noch bessere Version von uns selbst zu werden, als wir es beispielsweise noch vor einem Jahr waren. Arbeite an deiner Persönlichkeit genauso wie an deiner Gesundheit und deiner beruflichen Erfüllung. Für einen neuen Weg ist es bekanntlich nie zu spät. Verfolge unbedingt deine Interessen, denn sie bringen dich einem erfüllten Leben voller Freude und Zufriedenheit einen entscheidenden Schritt näher. Wie du mit deiner Selbstoptimierung verfährst, sagt tatsächlich eine ganze Menge über deinen Charakter aus. Denke an deine letzten beiden Klassentreffen zurück. Welche Entwicklungsstufen hattest du da jeweils im Angebot, wenn das Vergleichen der Jobs und Lebensumstände thematisiert wurde? Was möchtest du bis zum nächsten Treffen gerne vorweisen können? Es geht dabei nicht darum, der tollste Hecht im Karpfenteich zu sein, sondern darum, welches Bild von dir selbst du in dir trägst, das vielleicht nur darauf wartet, endlich realisiert zu werden. Andere zu beeindrucken ist nicht der Zweck dieser Übung. Dich selbst hingegen zu überraschen und immer wieder aufs Neue für gut zu befinden, ist das Geheimnis eines glücklichen Lebens.
3. Dein Zeitmanagement
Zu früh zu einem Termin oder einer Verabredung zu erscheinen, ist bekanntlich genauso unpünktlich wie zu spät zu kommen. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass du deine eigene Zeit blockierst, wenn du einige Minuten warten musst. Wenn du das anderen Menschen zumutest, stiehlst du hingegen die ihre. Pünktlichkeit ist eine Tugend, die schon die besten Freundschaften auf eine harte Probe stellte. Jemanden (ständig) warten zu lassen zeugt von fehlendem Respekt, Geringschätzung und außerdem für mangelndes Organisationstalent. Wenn es öfter vorkommt, dass du zu spät kommst, wird sich schon recht schnell niemand mehr freiwillig mit dir treffen wollen. Beruflich stehst du so schon bald in dem Ruf, unzuverlässig und inkompetent zu sein und nichts (nämlich auch sonst nichts!) gebacken zu kriegen.
4. Deine Gesprächskultur
Wie spricht es sich denn so mit dir? Bist du der seltene Typus „Zuhörer*in“ oder doch der eher weit verbreitete Typus „Und jetzt sprechen wir wieder über mich!“? Kannst du mit allen Menschen reden, auch wenn sie nicht deine Muttersprache sprechen, aus einem komplett anderen sozialen Milieu stammen oder dir vielleicht sogar unbequem sind? Beherrschst du die Kunst des Smalltalk, auch wenn du innerlich dabei leidest? Eine Unterhaltung zu führen, die den Namen auch verdient, ist inzwischen schon fast vom Aussterben bedroht. Umso mehr wird man dich schätzen, wenn du anderen mit Respekt begegnest, ihre Meinung gelten lässt und deine Weltsicht nicht unbedingt in den Vordergrund stellen musst. Als Zuhörer*in ist man immer willkommen und lernt außerdem sehr viel über seine Mitmenschen. Darüber hinaus kannst du dir auf diese Art immer etwas Geheimnisvolles bewahren. Das wiederum hält das Interesse an dir aufrecht und lässt dich automatisch in einem noch helleren Licht erstrahlen.
Du bist, wie du bist
Nun könnte man natürlich angesichts dieser vier Punkte festhalten, dass es ganz egal ist, was andere Leute über uns denken. Wir sind wie wir sind, und das wird sich vermutlich auch nicht mehr großartig ändern. Tatsache ist jedoch, dass wir als Gesellschaft nur so lange funktionieren können, wie jede und jeder seinen Beitrag dazu leistet. Ein formvollendetes Auftreten und einige Pluspunkte auf der Sympathie-Skala müssen natürlich nicht zwingend sein. Aber sie erleichtern das Zusammenleben ungemein. Bedenklich wird die Sache erst, wenn uns der Gedanke daran, was andere wohl über uns denken, zu leiten beginnt und unser gesamtes Handeln danach ausgerichtet ist. Wir leben zwar mit anderen Menschen, aber wir leben auf keinen Fall für sie. Rücksichtnahme und Toleranz an den Tag zu legen, schließt nicht aus, ganz wir selbst bleiben zu dürfen. Und das ist tatsächlich das Wichtigste im Leben. Der launige Lebemann und Genussmensch Oscar Wilde formulierte es so: „Sei du selbst. Alle anderen gibt es schon!“