12 Gründe, warum es so schwer ist, die wahre Liebe zu finden

Der Versuch einer Erklärung

Wahre Liebe: Klingt wie ein Versprechen, das sich, wenn, dann immer nur für andere erfüllt. Oder sie findet im Kino statt oder in großen Werken der Musik und Weltliteratur. Wir wissen wenig über die wahre Liebe, aber wir würden sie jederzeit, immer und überall erkennen. Auch sehr weit verbreitet ist die Theorie, dass die Suche nach ihr zwecklos ist. Sie möchte nicht gefunden werden, sie findet uns. Schöne Vorstellung, doch wie können wir diesen Herzenswunsch denn nun beschleunigen? Die folgenden 12 Gründe könnten schuld daran sein, warum es so schwer ist, ihr zu begegnen:

1. Schnelles Glück als Ersatzbefriedigung 

Niemals zuvor in unserem Leben war es einfacher, sich schnell einen Glücks-Kick zu verpassen. Wir müssen dafür nicht einmal das Haus verlassen oder vom Sofa aufstehen. Wir können online shoppen, spielen, uns mit der halben Welt unterhalten, das leckerste Essen an die Haustür bestellen und uns mit Alkohol und anderen Genussmitteln in einen Zustand der angenehm benebelten Ekstase beamen. Wir können jede Extremsportart ausprobieren, die die Menschheit je erfunden hat, für wenig Geld die Welt bereisen und uns mit Hilfe einer Kreditkarte und eines Internet-Zugangs sehr viel schöne Dinge leisten. So etwas wie Langeweile gibt es nicht mehr, echte Qualitätszeit allerdings auch kaum noch. Unsere Bedürfnisse haben kaum mehr die Chance, von uns überhaupt wahrgenommen zu werden, weil wir sie – noch ehe sie ihre Stimme erheben – sofort mit irgendetwas betäuben und ruhigstellen. Befriedigt werden sie so aber nicht wirklich. Die ständige Verfügbarkeit von Lustbarkeiten und Ablenkungen hat uns verlernen lassen, wo unsere Sehnsüchte wirklich begraben liegen und was wir uns aus tiefstem Herzen tatsächlich wünschen. In diesem Vollzeit-Rausch werden wir die wahre Liebe nicht einmal dann erkennen, wenn sie aus Fleisch und Blut vor uns steht. 

2. Am Anfang steht die Selbstliebe 

Woody Allen sagte einst: „In einem Club, der Menschen wie mich aufnimmt, möchte ich kein Mitglied sein“. Diese Aussage umreißt die Sache mit der Eigenliebe und ihrer Wirkung auf unser Selbstwertgefühl schon ziemlich gut. Wie soll jemand anders uns jemals gut finden, wenn wir es nicht tun? Wer soll uns jemals Respekt und Fürsorge zeigen, wenn wir uns beides verwehren? Es wäre vermutlich sogar gegen alle Gesetze der Natur, als miesepetriger, übellauniger und zutiefst frustrierter Mensch die Märchenprinzessin oder den Prinzen seiner Träume zu treffen. Beide hätten entweder ein ausgeprägtes Helfersyndrom oder ein Wahrnehmungsproblem. Bevor wir uns also den Lebensmenschen in all seinen schillernden Farben ausmalen, den wir uns wünschen, sollten wir zuerst zu einem werden. 

3. Kompromisse? Nein, danke!

Auch diese gesellschaftliche Entwicklung dürfte uns bei der Suche nach der wahren Liebe zum Verhängnis werden. Schön für Kinder und junge Menschen, wenn ihnen immer alles erlaubt wird und die Eltern sich nach Kräften bemühen, ihnen alle Hindernisse besenrein aus dem Weg zu räumen. So kreiert man Laborbedingungen, die der Nachwuchs für bare Münze nimmt. Allein: Im echten Leben wird er diese schmerzlich vermissen. Wer seine ganz persönliche Null-Toleranz-Politik weiter pflegen möchte, wird dies allein tun müssen, und zwar für den Rest seines Lebens. Die wahre Liebe schwingt keinen magischen Zauberstab, der Konsens in allen Lebenslagen garantiert. Die wirklich guten und stabilen Beziehungen schenken sich nichts, aber geben sich alles. 

4. Würden wir uns die Zeit dafür nehmen?

Arbeit, Ausbildung, Freizeitstress, Freundeskreis, Reisen und digitalen Content kreieren: Wo bitte schön wäre hier noch Platz für echte Gefühle? Ein kleiner Flirt: ja. Eine heiße Affäre: gerne. Online von einem Match zum nächsten wischen: warum nicht? Doch von unserem minutiös durchgetakteten Leben ein Stückchen abgeben, wenn die wahre Liebe mit Sack und Pack vor unserer Tür steht, würde uns maximal ein klares Jein abringen. Das mühsam errichtete Konstrukt einer bestens ausgeloteten Work-Life-Balance würde im Nu aus dem Gleichgewicht geraten. 

5. Wir leben in einer Echtzeit-Schleife

Was wir nicht wissen, wird gegoogelt. Essen wird innerhalb kürzester Zeit vor unsere Tür gebracht. Was wir nicht haben, bestellen wir online. Wir sind es gewohnt, alle unsere Wünsche in Echtzeit zu befriedigen. Das Warten auf etwas haben wir völlig verlernt.

6. Zu viele Informationen 

Wir waren niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit mit mehr Informationen konfrontiert als heute. Die Menge der Daten, die uns zur Verfügung steht, kann inzwischen nicht einmal mehr geschätzt werden. Wer also gerne die Faktenlage prüft, bevor er sich dem Abenteuer „Liebe“ widmet, sollte viel Zeit mitbringen. Diejenigen von uns, die sich dem Thema analytisch widmen wollen, müssen leider scheitern. 

7. Das geht noch besser

Entscheiden wir uns für eine Partnerin oder einen Partner, gibt es einen Gedanken in unserem Unterbewusstsein, der uns ab diesem Moment nicht mehr loslässt: Was, wenn sie oder er doch nicht das Beste ist, was ich bekommen kann?

8. Mut zum Risiko

Jener dunkle Fleck, der wahrscheinlich die meisten Menschen davon abhält, sich der Liebe bewusst zu öffnen, ist das Risiko, verletzt zu werden. Viele von uns haben ihre Narben aus ähnlichen Erfahrungen schon zur Genüge gesammelt. Mehr davon brauchen wir wirklich nicht. Mutig sein wäre hier das Gebot der Stunde. Doch das wird uns erst gelingen, wenn der Wunsch nach der wahren Liebe größer ist als die Angst davor. 

9. Die Romantik hat ausgedient

Einen PR-Nachteil, den die wahre Liebe inzwischen schultern muss, ist das veränderte Weltbild und eine ebensolche Gesellschaft. Vor wenigen Jahren noch waren Verlieben, Verloben, Heiraten und Gründen einer Familie das Maß aller Dinge, jedenfalls für die meisten. Heute strebt dieses Idyll kaum mehr jemand an. Die „Schauen-wir-mal“-Mentalität hat überhandgenommen und damit die Romantik für null und nichtig erklärt. Wer braucht diese Phase der gegenseitigen Werbung und Umgarnung denn noch, wenn am Ende kein großer Plan und kein lohnenswertes Ziel stehen?

10. Alles muss optimiert werden, auch Partnerin und Partner

Was nicht passt, wird passend gemacht. Wir leben in einer Zeit des Optimierungswahns. Leider trifft dieser auch unsere Mitmenschen. Wir haben eine sehr klare Vorstellung von ihnen, und wenn sie durch dieses Raster fallen oder den 200-Punkte-Plan nicht erfüllen, sind sie leider nicht perfekt genug für uns.

11. Jedem sein Egotrip 

Die Freiheit, die Frauen und Männer im 21. Jahrhundert genießen können, hätten sich unsere Vorfahren in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Allerdings ist die „Jeder-macht-was-er-will“-Strategie einer Liebe nicht gerade förderlich. Wir fahren nicht mehr in dieselbe Richtung, sondern konsequent aneinander vorbei.

12. Sex wird überbewertet 

Die Medien – ganz egal, welche – sind in den letzten Jahre eindeutig übersexualisiert worden. Keine Werbung für Taschentücher oder Kaugummi kommt ohne nackte Haut aus. Pornos der ganzen Bandbreite können jederzeit und kostenlos gestreamt werden, leider auch von jeder Altersgruppe. So entsteht ein völlig falsches Bild von Sexualität, eine Erwartungshaltung, die unrealistisch hoch 10 ist und der Eindruck, dass Erotik die wichtigste Komponente der Liebe ist.

Lass dich überraschen

Die Liebe ist keine Raketenwissenschaft oder mathematische Gleichung, für die es irgendwo eine Formel gibt. Kein Mensch auf dieser Welt verfügt über ein Rezept für sie, und auf eine Gebrauchsanweisung können wir lange warten. Einen Versuch sollten wir dennoch wagen, der Sache mit der wahren Liebe eine Chance zu geben: Verabschiede dich von Erwartungen und lass dich überraschen!