Wie man mit einem emotional instabilen Partner umgeht 

Stürmische Zeiten zu zweit

Neurologische Untersuchungen haben uns eine erstaunliche Erkenntnis beschert: Gehirn-Scans von frisch Verliebten zeigen große Ähnlichkeiten mit jenen von Kokain-Süchtigen auf. Die Liebe macht uns also nicht nur blind, sie lässt auch unseren Verstand für längere Zeit außen vor. Wir sehen unsere neuen Partner*innen nur mehr durch die rosarote Brille und finden einfach alles perfekt an ihnen. Diese Sicht der Dinge relativiert sich mit der Zeit meistens, doch die Verliebtheit kann bleiben und – Glück vorausgesetzt – zu Liebe werden. Schön ist diese Entwicklung allemal. Allerdings bringt sie es auch mit sich, dass wir Miss oder Mister Perfect mit der Zeit immer besser kennenlernen. Und das betrifft nicht nur ihre guten Seiten. Denn: Manche Menschen haben ihre Gefühle nur bedingt im Griff. Sie neigen zu hysterischen oder cholerischen Ausbrüchen ohne echten Anlass, brechen bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen Streit vom Zaun und zelebrieren jedes Drama wie ein Fest. Manche versuchen auch, uns zu manipulieren oder uns ihr Weltbild aufzuzwingen. Wieder andere beherrschen die Klaviatur des passiv-aggressiven Verhaltens bestens. Was tun also, wenn die neue Liebe uns zu emotionalen Achterbahnfahrten zwingt und der Sturm der Gefühle kein Ende nehmen will? Wir haben hier ein paar Tipps für dich:

1. Wie zeigt sich emotionale Instabilität?

Wir alle haben gute und schlechte Tage, pflegen unsere Launen und sind manchmal einfach nicht kompatibel mit anderen Menschen. Das ist völlig in Ordnung, solange niemand darunter leiden muss. Schwierig wird die Lage, wenn uns unsere Partner*innen immer öfter in Bedrängnis und Erklärungsnotstand bringen. Wutausbrüche wegen Kleinigkeiten zählen hier ebenso dazu, wie das Hineinsteigern in Nichtigkeiten, wo dann aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird. Aggressives Verhalten, Drohungen und verbale Gewalt sind deutliche Alarmzeichen, die uns ernsthaft zu denken geben sollten. Es spielt übrigens keine Rolle, ob diese Ausbrüche in den eigenen vier Wänden stattfinden oder vor Zeugen. Wer sich und seine Emotionen nicht im Griff hat, kann schnell zur Gefahr für sein Umfeld werden. Auch bedenklich: Partner*innen, die tagelang beleidigt und eingeschnappt reagieren, wenn irgendetwas nicht zu ihrer Zufriedenheit verläuft. Sie zeigen uns dann die kalte Schulter oder fordern eine Art kindischen Kadavergehorsam von uns ein, den wir nicht einmal im Sandkasten vermuten würden. Wer immer wieder depressive Phasen durchlebt, macht es seiner besseren Hälfte ebenfalls schwer. Hier unterscheiden zu können, wann aus dem bloßen Rückzug von der Welt ein ernsthaftes Krankheitsbild entsteht, ist keinem Laien zuzumuten. Besonders anstrengend sind Mitbewohner*innen, die zwischen verschiedenen Stimmungsbildern im Minutentakt hin und her wechseln können. Dieser Variantenreichtum ist für das Umfeld kaum auszuhalten. Und zu guter Letzt zählt auch die Manipulationstaktik des Gaslightings zu den Formen emotionaler Instabilität. Anderen Menschen einzureden, sie wären nicht ganz zurechnungsfähig und würden die Wahrheit verdrehen, ist zwar in erster Linie ein sadistisches Psychospiel, zeugt aber auch davon, mit den eigenen Gefühlen nicht im Reinen zu sein. Partner*innen, die wie Kletten an ihren Lieben hängen und ihnen die Luft zum Atmen nehmen, übertreiben es wiederum mit dem Demonstrieren ihrer Liebe und Eifersucht. Dies kann bald zu einem Anspruchsdenken führen und dem Versuch, den Lebensmenschen von der Welt zu isolieren. Emotional instabile Personen empfinden häufig kein Mitgefühl und sind gleichgültig gegenüber dem Leid anderer. Des Weiteren sind ständige Machtkämpfe, das Verlangen unmöglicher Dinge und die Unfähigkeit eines Schuldeingeständnisses deutliche Zeichen dafür, dass diese Personen ihre Gefühle nicht erwachsen behandeln können.

2. Wann ist zu viel letztlich zu viel?

Der Leidensdruck, den wir im Namen der Liebe auszuhalten bereit sind, ist enorm. Viele Menschen würden wortwörtlich alles für ihre Liebsten tun und alles ertragen, nur um nicht wieder allein sein zu müssen. Hier ist der Weg geebnet für so manches Abhängigkeitsverhältnis, das nicht selten in einer gewalttätigen oder missbräuchlichen Beziehung endet. Wer merkt, dass die Ausbrüche und düsteren Phasen sich häufen, sollte sich gut überlegen, ob dieses Leben auf Dauer wirklich eine Zukunft haben sollte. In ständiger Angst und Unsicherheit leben zu müssen und sich niemals ganz sicher sein zu können, ist keine ertragreiche Basis für eine Beziehung. Sicherheit und Geborgenheit sind zwei wichtige Basics, die die Liebe eines Menschen uns bieten muss.

3. Wie geht man als Partnerin oder Partner damit um?

Es ist schwer, in der Hitze der aufwallenden Gefühle ruhig und besonnen zu bleiben. Nicht alle Menschen möchten gleich die Flinte ins Korn werfen und die Beziehung beenden. Tatsächlich gibt es vorher noch so einiges, was man versuchen kann, um mit emotional instabilen Partner*innen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen:

a) Analysiere die Situation

Wenn das nächste Mal Gewitterwolken am Liebeshorizont auftauchen und du entweder wütend angebrüllt, ignoriert oder mit Schuld beladen wirst, ohne genau zu wissen, wie das eben passieren konnte, brauchst du Fakten. Schau dir die Situation, die zu diesem Ausbruch geführt hat, ganz genau an. Hast wirklich du etwas falsch gemacht? Manche Partner*innen verstehen es ganz hervorragend, uns mit der Zeit an unserem Verstand zweifeln zu lassen (Gaslighting!) und uns außerdem ständig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Lasse nicht zu, in diese Rolle gedrängt zu werden.

b) Hol dir objektive Meinungen

Wie sehen Familie, Freunde und Bekannte diese Vorkommnisse? Haben sie vielleicht selbst schon einmal live miterlebt, wie deine bessere Hälfte explodiert ist oder sich für den Rest des Abends beleidigt in ihr Schneckenhaus verkrochen hat? Was denken deine engsten Vertrauten über diese emotionalen Ausnahmesituationen?

c) Spiel das Spiel nicht mit

Dreh dich einfach um und geh weg, wenn jemand Publikum für seinen großen dramatischen Auftritt braucht. Dieser läuft dann nämlich ins Leere und hat seine Wirkung verfehlt. Zeigt man dir die kalte Schulter, zeig die deine und gehe auf Tauchstation. Diese Reaktion überrascht die meisten emotional instabilen Erwachsenen, da sie anderes gewohnt sind.

d) Verlange Respekt und professionelle Hilfe

Leider müssen wir es auch erwachsenen Menschen noch klipp und klar verdeutlichen, wie wir behandelt werden möchten. Wer nichts verlangt, bekommt nichts, schon gar keinen Respekt. Sieht dein/e Partner*in grundsätzlich ein, dass es Probleme gibt, kann eine Therapie hilfreich sein. Manche Menschen haben es vielleicht einfach nie gelernt, mit ihren Gefühlen richtig umzugehen. Wenn jedoch weder Respekt zu erwarten ist, noch Einsicht oder Verbesserungen in Sicht sind: Beende dieses Trauerspiel. Menschen zu therapieren ist ebenso wenig deine Aufgabe, wie der Punchingball für ihre infantilen Gefühlsausbrüche zu sein. Verbale Gewalt ist sehr oft nur der Auftakt von tätlicher Gewalt, vergiss das nicht!

Liebe ist manchmal leider nicht genug

Wir können Menschen nicht retten, indem wir selbst ihretwegen vor die Hunde gehen. Niemand profitiert von einer Beziehung, in der einer ständig das Kind gibt und der andere den Erwachsenen. Eine Partnerschaft kann und darf nicht zum Sanatorium für psychische Erkrankungen mutieren. Natürlich sind Unterstützung und Loyalität wichtige Säulen einer Beziehung. Aber diese Regel muss für beide Seiten gelten. Wenn eine Seite immer nur gibt und die andere immer nur nimmt, ist das im Allgemeinen nicht das, was unter Gerechtigkeit zu verstehen ist. Auch in der Liebe gibt es Regeln, an die sich jede und jeder ausnahmslos zu halten hat.