Narzissmus: Pass auf! DAS sind grausame Spiele, die Narzissten gerne spielen!

Einladung zum Tanz am Abgrund

Narzissten weilen mitten unter uns. Schätzungen zufolge leiden immerhin an die 6 Prozent der Bevölkerung an dieser Persönlichkeitsstörung. Wobei diese Formulierung nicht ganz richtig ist. Leiden nämlich tun ihre Mitmenschen, nicht sie selbst. Narzissten geben es sogar recht freimütig zu, wenn man sie nach ihrer persönlichen Einschätzung ihrer Charakterstruktur fragt. Sie sind stolz auf die Person, die sie sind, selbstverliebt, egozentrisch und brandgefährlich für ihr Umfeld. Außerdem lieben sie es, ihre Mitmenschen zu manipulieren, bis diese fast den Verstand verlieren. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeit sehen sich als unbesiegbar, unfehlbar und immer im Recht. Du siehst schon: Gut Kirschen essen ist mit diesen düsteren Zeitgenoss*innen nicht. Das Schlimmste an ihnen ist wahrscheinlich die Tatsache, dass sie es genießen, ihre Opfer um den Finger zu wickeln und dann ihre diabolischen Spielchen mit ihnen zu spielen. Die 6 grausamsten und gleichzeitig typischsten dieser ausgefeilten Inszenierungen möchten wir dir hier kurz vorstellen. Denn: Wer weiß, wie der Hase für den Narzissten im Idealfall laufen soll, wird so schnell nicht vor seine Flinte geraten:

1. Der Hölle Rache kocht in ihrem Innersten

Eigentlich kocht sie im Herzen, hält man sich an das Originalzitat aus Mozarts „Zauberflöte“. Ein Herz im weiter gefassten nicht organischen Sinn allerdings wird man bei Narzissten lange und vergeblich suchen. Die Königin der Nacht ist geradezu ein Paradebeispiel für eine narzisstische Persönlichkeit, die die klare Botschaft vertritt: „Bist du nicht für mich, bist du gegen mich“. Wer sich einen waschechten Narzissten zum Feind gemacht, ihn verschmäht, verlassen oder als Hochstapler enttarnt hat, muss sich warm anziehen. Eskalieren kann die Situation vor allem dann, wenn zur reinen narzisstischen Persönlichkeitsstörung noch deutlich psychopathische Züge hinzukommen. Diese schlummern in den meisten betroffenen Menschen so lange unauffällig vor sich hin, bis sie einer Kränkung oder Zurückweisung ausgesetzt sind.

2. Ghosting

Die kalte Schulter, das eisige Schweigen, das Terminieren vom persönlichen Radar oder das Streichen von der Freunde-Liste: Ghosting könnte man vielfältig übersetzen, mit dem immer selben Ergebnis: Wo einst reger und vielleicht sogar romantischer Kontakt gepflegt wurde, regiert von einer Minute auf die nächste Funkstille. Die totale Nachrichtensperre dient den Narzissten auf vielfältige Art und Weise: Sie kann Bestrafung für unerwünschtes Verhalten wie Kritik oder Verweigerung sein, eine Methode, um ohne Tränen und viel Erklärungsbedarf Schluss zu machen oder um die Macht zu demonstrieren, die sie innerhalb der Beziehung um jeden Preis verteidigen möchten. Sie zwingen ihr Gegenüber förmlich, um eine Wiederbelebung der Gesprächsbasis zu betteln und zu flehen. Dieses Psychospielchen funktioniert leider meistens ganz hervorragend. Die wenigsten Menschen nämlich können Dinge, die ruhen, einfach auf sich beruhen lassen.

3. Lovebombing

Das andere Extrem, das dem Ghosting häufig vorauseilt, ist das Lovebombing. Der Begriff an sich spricht schon Bände: Unmittelbar nach dem Kennenlernen setzen Narzissten alle Hebel in Bewegung, um bei ihren auserwählten Opfern ordentlich Eindruck zu schinden. Sie bombardieren sie im wahrsten Sinne des Wortes mit leidenschaftlichen Botschaften, romantischen Gesten und Überraschungen, teuren Geschenken und schwülstigen Liebeserklärungen. Die Auserwählten wissen gar nicht, wie sie zu dieser Ehre kommen und können ihr vermeintliches Glück kaum fassen. Der Charme und das Charisma, das Narzissten überdurchschnittlich oft vom Schicksal mitbekommen haben, spielen ihnen dabei natürlich gekonnt in die Hände. Dieses Liebes-Bombardement geht so lange, bis sie am Ziel angekommen sind. Das kann die Beziehung sein, sogar eine Ehe oder die bloße Gewissheit, den wehrlosen Fisch nun erfolgreich an der imaginären Angel an Land gezogen zu haben. Dann hört jegliches amouröse Engagement nämlich schlagartig auf. Was folgt ist das berühmte Wechselspiel von Zuckerbrot und Peitsche, das bis hin zu tagelangem passiv-aggressivem Schweigen in Form des bereits erwähnten Ghostings führen kann. Für die Opfer beginnt indessen ein Wechselbad der Gefühle, das sie schon bald an den Rand der Zurechnungsfähigkeit bringen wird.

4. Beziehung zu dritt

Ein weniger bekanntes, aber nichtsdestotrotz effektives Machtinstrument, das Narzissten sich zunutze machen, ist die Beziehung zu dritt. Diese dritte Person kann verschiedene Funktionen innehaben, manchmal gibt es sie tatsächlich gar nicht, sondern wird nur von den Manipulator*innen erfunden, um ihre Opfer gefügig zu halten. Sie kann eine gute Freundin oder ein guter Freund des Narzissten sein, die sich immer wieder einmal – scheinbar vermittelnd – zwischen ihn und seine menschliche Beute einbringt. Sie gibt vor, den Dialog zu suchen und beiden Seiten Verständnis entgegenzubringen. Im Endeffekt ist sie ein williger Vollstrecker von allem, was der eigentliche Machtmensch in diesem Gefüge von ihr verlangt. Doch diese sogenannte narzisstische Triangulation kann auch nur dazu dienen, Eifersucht bei Partnerin oder Partner zu schüren, ihn oder sie herabzuwürdigen und das bestehende Gefüge zu destabilisieren. Ganz nebenbei wird das Spiel somit auf einen neuen Level gehoben, bevor es für den Narzissten zu langweilig wird.

5. In die Opferrolle schlüpfen

Dieses Spiel lieben Narzissten, streng genommen haben sie es wahrscheinlich sogar erfunden. Egal, was schiefläuft in ihrem Leben: Sie sind immer die Opfer, niemals die Täter, und schuld sind immer die anderen. Wenn es beruflich zu Rückschlägen kommt, drehen unfähige Vorgesetzte ihnen einen Strick und wissen ihr enormes Potenzial nicht zu schätzen. In einer Partnerschaft trägt immer die oder der andere die Schuld daran, wenn es nicht so läuft wie geplant. Narzissten verfügen dabei über ein erstaunliches Repertoire an Lügengeschichten, die sie nach Bedarf zu den abstrusesten Ausreden umformulieren können. Sie kennen kein Schamgefühl, selbst wenn ihnen nicht einmal ihre eigene Großmutter das Märchen glauben würde, das sie uns auftischen. Ihre Chuzpe und ihre Unverschämtheit sind dabei mindestens so ausufernd, wie das Suhlen im Selbstmitleid, wenn sie einmal mehr in der Opferrolle brillieren.

6. Gaslighting

Diese Taktik ist so perfide und sadistisch, dass der englische Dramatiker Patrick Hamilton ihr ein ganzes Theaterstück widmete. „The Gaslight“ fungierte in der Folge als namensgebendes Vorbild für dieses ganz typische narzisstische Verhalten. Wie das Flackern dieses Lichts bringen Narzissten ihre Mitmenschen Schritt für Schritt um den Verstand. Sie knipsen bestimmte Verhaltenszüge nach Belieben an und aus, verstecken Gegenstände in der Wohnung und leugnen das Läuten von Telefon oder Türklingel. Geschichten werden plötzlich ganz anders erzählt. An den Erinnerungen ihrer Opfer wird so lange beharrlich herummanipuliert, bis diese jedes Vertrauen in ihre Wahrnehmung verlieren. Die Folgen davon sind Rückzug vom sozialen Leben, Isolation von Freunden und Familie und letztendlich das völlige Ausgeliefertsein an ihren Peiniger.

Gewinnen kann nur, wer nicht spielt

Selbst wenn wir all diese Verhaltensweisen eines Narzissten kennen und bereits im Ansatz an neuen Bekanntschaften wahrnehmen können, ist es alles andere als leicht, ihrem Fadenkreuz zu entkommen, wenn sie uns einmal auserkoren haben. Dieses Auserwählen aus der Menge mit anschließendem Ehrenplatz auf ihrem ganz persönlichen Podest ist der erste Schritt, den ein Narzisst auf der Jagd nach einem neuen Opfer setzt. Die schwieriger zu durchschauenden Psychospielchen und das romantische Lovebombing folgen dann auf dem Fuß. Narzissten wählen ihre Opfer sehr bewusst. Meist sind es Menschen, die sich im Umgang mit anderen schwertun, kein sehr ausgeprägtes Selbstwertgefühl besitzen und recht freimütig gleich zu Beginn ihre Geheimnisse preisgeben. Narzissten finden diese Schwachpunkte und setzen genau dort, an unserem Schatten-Ich, an.