Du musst einige gute Dinge verlieren, um wachsen zu können

Aufblühen erfordert einen Rückschnitt

Erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner wissen: Ein Baum trägt im Herbst die meisten Früchte, wenn er im Frühling von sachkundigen Händen kräftig zurückgeschnitten wurde. Essenziell für hoffnungsvolles Wachstum ist es manchmal, seine gesamte Energie auf die Wurzeln zu konzentrieren, nicht in kraftlose Wassertriebe. Wir Menschen funktionieren ganz ähnlich. Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, müssen wir das eine oder andere in unserem Leben hinter uns lassen und uns von so manchem überflüssigen Ballast trennen. Das können zwischenmenschliche Beziehungen ebenso sein wie Orte und Dinge, die uns am Vorankommen hindern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist unser Denken. Das schlimmste aller Gefängnisse bauen wir Menschen uns bekanntlich selbst, indem wir Glaubenssätze immerzu unreflektiert wiederholen, ohne sie auf Aktualität zu überprüfen. Das Loslassen beginnt also in unserem Kopf. Von welchen anderen liebgewonnenen Umständen in deinem Leben du dich zugunsten deiner persönlichen Entfaltung noch verabschieden solltest, zeigen wir dir hier:

1. Tschüss Komfortzone

Sie ist das wohl kuscheligste und gemütlichste Gefängnis, das je ein Mensch erfunden hat. Wir genießen es tagtäglich bis zum Anschlag, nichts ändern zu müssen und alles so bleiben zu lassen, wie es ist. Wir sind zufrieden und wähnen uns sogar glücklich in lauwarmen Beziehungen, in langweiligen Jobs, die uns chronisch unterfordern und in mittelprächtigen Wohnverhältnissen, die eben praktisch sind. Die Welt ist so lange für uns in bester Ordnung, wie „Routine“ auf der Tagesordnung steht. Das alles ist zutiefst menschlich und hat einen ganz einfachen Hintergedanken: Sicherheit. Solange unser Leben jeden Tag läuft wie der Hamster im Rad, ist keine Gefahr zu befürchten, und alles bleibt so angenehm mittelmäßig, wie es eben ist. Doch genau so viel Fortschritt wie der Hamster im Rad machen auch wir mit dieser Einstellung. Wer wachsen will, muss seine Flügel ausbreiten und fliegen. Oder, wie es eine bekannte Redensart auf den Punkt bringt: In der Komfortzone kann nichts wachsen.

2. Tausche Zufriedenheit gegen Glück

Es spricht absolut nichts dagegen, mit seinem Dasein zufrieden zu sein, im Gegenteil. Zufriedenheit ist ein hohes Gut und der Schlüssel zu einem Leben in Einklang und Harmonie. Allerdings ist sie auch ein Hemmschuh, den man nur mehr schwer wieder loswerden kann. Ähnlich wie die Komfortzone hüllt uns auch die Zufriedenheit in ein wohlig warmes Nest aus rosa Zuckerwatte, das wir so schnell und schon gar nicht freiwillig kaum jemals verlassen möchten. Im Prinzip könnte unser Leben ja auch einfach so bleiben, wäre da nicht ein ganz und gar radikaler Gedanke, der uns immer wieder heimsucht: Ist das wirklich alles? Kann es das schon gewesen sein? Und: Wie fühlt es sich an, glücklich zu sein? Glück ist kein Dauerzustand. Allerdings ist es ein Gefühl von Fülle und Freude, das uns jedes Mal heimsucht, wenn wir uns seiner Existenz bewusst werden. Wer hingegen jeden Tag nur absolviert wie einen Punkt auf einer imaginären To-do-Liste, kann sich auch gleich auf den Friedhof setzen und warten bis er an der Reihe ist.

3. Verantwortungsbewusstsein umständehalber abzugeben

Es ehrt uns wirklich sehr, wenn wir für Kinder, Eltern, Familie und Freunde Verantwortung übernehmen. Sie ist eine Aufgabe, der wir nicht immer ganz freiwillig nachkommen. Manchmal wird sie uns regelrecht aufs Auge gedrückt, manchmal erkennen wir nicht – etwa im Fall von erwachsenen Kindern – wann sie gar nicht mehr so notwendig ist. Das bedeutet nun nicht, dass du am Weg in dein perfektes Wunschleben alle Brücke abbrechen und alle Türen zuknallen sollst. Aber überlege dir gut, für wen du wirklich und wahrhaftig (noch) zuständig bist. Das Gefühl von Verantwortungsbewusstsein kaschiert manchmal nämlich einfach nur eine sehr praktische Ausrede, um alles beim Alten zu lassen.

4. Wie viel Leidensdruck darfs denn sein?

Zählst du auch zu jenen Menschen, bei welchen die Schmerzgrenze die einzige ist, die sie hin und wieder überschreiten? Muss bei dir wirklich erst Feuer am Dach oder ein Burnout im Inneren lodern, damit du die Konsequenzen ziehst? Keine Sorge, so geht es den meisten Menschen. Wir sind wie Frösche in einem Topf mit Wasser. Wenn es langsam und stetig erhitzt wird bis zur Unerträglichkeit, finden wir lange nicht den Weg nach draußen. In kochend heißes Wasser zu springen hingegen wäre meist nur ein Ausflug von kurzer Dauer. Egal, ob schlechte Beziehungen, Jobs, Wohnsituationen oder Familienverhältnisse: Überlege dir gut, ob du für den Rest deines Lebens so weitermachen willst. Veränderungen kosten Kraft. In einem Zustand chronischen Unglücks zu verharren, kostet hingegen Lebensfreude und nimmt dir jede Hoffnung.

5. Angst ist gut, Kontrolle ist besser

Die Angst vor Veränderung ist hauptsächlich Angst vor dem Scheitern. Die wenigsten Menschen ziehen in Erwägung, dass ihr Projekt ja auch gelingen könnte. Sie ziehen es daher vor, in stabilen finanziellen Verhältnissen zu leben, auch wenn sie am Weg in ihre Arbeit täglich innerlich heulen und schreien könnten. Auch Beziehungen bleiben aufrecht, obwohl sie diese Bezeichnung schon lange nicht mehr verdienen. Angst regiert unser Leben immer dann, wenn wir nicht Herrin der Lage sind. Das wichtigste Instrument auf dem Weg aus dieser Verunsicherung ist daher die Kontrolle. Niemand außer uns selbst hat einen Anspruch darauf. Wir sind die einzigen Pilotinnen unseres Lebens. Angst ist ein sicherer Indikator dafür, dass wir die Zügel zu lange haben schleifen lassen und uns auf andere Menschen verlassen haben.

Zeit für einen Kassensturz

Diesen Tipp solltest du wörtlich nehmen, aber auch im übertragenen Sinne berücksichtigen. Beginnen wir mit dem wörtlichen Teil: Verschaffe dir einen Überblick über deine Finanzlage. Über ein Quartal hindurch solltest du dir deine Fixkosten anschauen und nach Posten prüfen, die vielleicht entbehrlich sind. Nur Kostenwahrheit bringt dich der Wahrheit deines Wunschlebens einen entscheidenden Schritt näher. Leider ist das liebe Geld in so ziemlich allen Lebenslagen ein alles entscheidender Faktor. Wenn du umziehen, ausziehen oder den Job wechseln willst: Es ist letztendlich immer eine Frage der Leistbarkeit. Doch eine Inventur ist auch höchst angezeigt, was die Menschen in deinem Leben betrifft. Beginne dabei mit dem wichtigsten, nämlich dir selbst. Überlege dir und mache am besten eine Liste, welche Meilensteine du bislang schon ohne fremde Hilfe erreichen konntest. Das gibt Kraft und Zuversicht für die Zukunft, du wirst sehen. Als nächstes ist dein unmittelbares Umfeld an der Reihe. Wer unterstützt dich vorbehaltlos? Auf wen kannst du immer bauen? Und: Wer wird dir deine Pläne ausreden und miesmachen wollen? Was werden wohl die Argumente sein? Wichtig: Es hat sich als ratsam erwiesen, Pläne nicht flächendeckend auszuplaudern. Posaune also nicht allzu viel über deine angedachten nächsten Schritte in die Welt hinaus.

Ein Schritt zurück als Fortschritt
Das Leben ist immer irgendwie ein Geben und Nehmen. Dein Traum kann daher unter Umständen zur Folge haben, dass du zwar deiner gelebten Selbstverwirklichung einen deutlichen Schritt näherkommst, dafür aber vielleicht mit weniger Geld. Du bekommst unter Umständen deinen Traumjob, musst dafür aber täglich einen weiteren Weg in die Arbeit auf dich nehmen. Du entkommst einer schlechten oder eingeschlafenen Beziehung, bist dafür aber plötzlich seit langem allein. Niemand kann alles haben, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Aber niemand muss auf das verzichten, was er sich von Herzen wünscht.